Personen als Figuren im Imagefilm

In letzter Zeit tauchte wieder die Frage auf, wie Personen eines Unternehmens möglichst wirkungsvoll und somit auch authentisch in einem Unternehmensfilm eingesetzt werden könnten. Wenn wir uns umsehen, erleben wir ständig, dass Repräsentanten eines Unternehmens, egal ob Führungspersönlichkeiten oder Mitarbeiter, als „Schauspieler“ agieren. – Mal mit mehr, aber sehr oft mit weniger Erfolg.

Die leidige Sache mit Authentizität in fiktionalem Storytelling

Authentisch zu sein bedeutet in den meisten Fällen auch deskriptiv zu sein. Und deskriptives Erzählen bedeutet sehr oft auch zu viel erzählen zu wollen. Viele Informationen erfordern höchste Konzentration und anhaltende Aufmerksamkeit eines Rezipienten. Wenn diese Informationen überwiegend auch noch auditiv durch Kommentare oder durch Persönlichkeiten eines Unternehmens vermittelt werden, verkürzt sich die Aufmerksamkeitsspanne drastisch. Warum? Weil in uns ein Unterhaltungsbedürfnis lodert, das spannende Geschichten und keine langweilenden Erklärungen erwartet. Und eine packende Geschichte in fiktionalem Korsett, als „Stellvertreter“ für die Imagestärkung eines Unternehmens, ist doch genauso authentisch wie Personen, die mühsam einen vorgegebenen Text vor einer Kamera sprechen oder nicht?

Medienwirksamkeit versus Schauspieltalent

Darin liegt auch auch das Problem. Nur wenige Unternehmer oder Mitarbeiter sind auch geborene Schauspieler. Das ist nicht außergewöhnlich und auch medienwirksame Persönlichkeiten haben längst nicht das Privileg, auch authentisch zu wirken. Und warum auch? Schlussendlich muss im Unternehmensfilm die Story authentisch sein und die Prämisse Botschaft und sämtliche Inhalte des Unternehmens enthüllen. Vermutlich kennen auch Sie diesen einen Typen in ihrem Unternehmen, der es als wahres Präsentationsgenie versteht, wie ein Stegreifkünstler mitunter sehr komplexe Informationen in aufmerksamkeitserregend-humoristischem Stil zu vermitteln. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Mensch auch vor einer Kamera standhält und authentisch wirkt.  Und nur wenige Unternehmer können tatsächlich mit ihrem Namen für ihr Produkt authentisch vor einer Kamera wirken. (Familie Hipp.) Dafür gibt es sehr viele Unternehmen mit großartigen Produkten und Dienstleistungen, die das sehr wohl können und auch unbedingt tun sollten.

Komische Figuren in „außergewöhnlichen Unternehmen“

Aber wenn Sie in positivem Sinne ein etwas verrückter Typ mit einem außergewöhnlichen Unternehmen sind, dann sollten Sie sich nicht davor scheuen, mit Ihrer komischen Perspektive Ihr Unternehmensimage zu erweitern. Viele große Erfinder wurden zuerst für verrückt erklärt, während wir uns heute beispielsweise eine Welt ohne Elektrizität nicht mehr vorstellen können. Aber wer kann als komische Figur sein Unternehmen erfolgreich präsentieren? Wir alle kennen doch komische Figuren oder nicht? „Der Kerl hinter Ihnen im Stadion, der sich nach dem sechsten oder siebten Bier in eine hasserfüllte persönliche Beziehung zum Schiedsrichter, dem Trainer oder dem Stürmerstar der Gastmannschaft reinsteigert und glaubt, er hätte das gottgegebene Recht, die intimen Details dieser Beziehung allen um ihn herum aus vollem Halse kundzutun. Dieser Kerl ist genau so lange eine komische Figur, bis er Ihnen ein kaltes Bier in den Kragen gießt. Danach ist er bloß noch ein Arschloch.“[1]

Eine komische Figur definiert sich nicht durch ihre Handlungen, sondern durch die Abweichung ihrer Perspektive von der „normalen Welt“. Wenn Sie also eine großartige Idee zu Ihrem Unternehmen entwickelt haben, die Sie zudem Ihrer komischen und damit abweichenden Perspektive verdanken, dann sollten Sie daran denken, dass die Welt solchen Figuren und ihren Erfindungen sehr viel verdankt und sie in ihr Herz schließen wird.



[1] VORHAUS, John (2001): Handwerk Humor. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. S.56.

Das Produkt als Protagonist im Unternehmensmedium

Werbung hat ihren Preis und zum Leidwesen und nach Sichtweise vieler Unternehmer einen viel zu hohen Preis. Die kreativ-anfordernden Höchstleistungen, um Unternehmen, Dienstleistungen oder Produkte im Scheinwerferlicht höchster Aufmerksamkeit strahlen zu lassen, sind allerdings auch meistens nur für Kreativschaffende greifbar. Eine weitere Kluft besteht in der Erwartungshaltung der Auftraggeber und deren Bereitschaft, die zu präsentierenden Produkte zugunsten einer packenden Story in den Hintergrund zu rücken.

Lähmende Deskriptionen als Einheitsbrei

Dramaturgisches Storytelling ermöglicht in einzigartiger Weise, sehr viele Informationen unterhaltsam in begrenztem Raum und kürzester Zeit zu vermitteln. Dahingehend erscheinen beschreibende Produktpräsentationen, zwar technisch und audiovisuell auf höchster Qualitätsstufe, geradezu als ineffiziente Zeitverschwender. Eigentlich völlig unverständlich, zumal im Vorfeld eines Werbeprojektes Alleinstellungsmerkmal, Kundennutzen und Zusatznutzen sehr effizient definiert werden. Wenn dann die Wirksamkeit der Produktwerbung bezüglich Aufmerksamkeitserregung gemessen wird, darf die Schieflage zwischen Input und Output nicht großartig verwundern.

Produkte und ihr „Point of View“

Ein weiterer großer Nachteil des beschreibenden Produktfilmes besteht darin, dass ein offensichtlich unbändiger Drang herrscht, alles erzählen zu wollen. Mit anderen Worten: Zu viele Informationen verhindern Orientierung und sind Aufmerksamkeitskiller. Schön, wenn man beispielsweise motivierte Mitarbeiter am Computer bei der Produktentwicklung sieht. In einem reinen Produktfilm verschwenden aber genau diese Bilder wertvollen Raum und Zeit. Ähnlich wie die Protagonisten in einem fiktionalen Werk repräsentiert das Produkt im Produktfilm eine zentrale Perspektive mit einer einzigartig beherrschenden Idee.  

Storys und Figuren als Stellvertreter für Produktprotagonisten

Und die beherrschende Idee oder das Thema ist die Zugkraft, um dramaturgisch mit (Produkt)-storys Zielgruppen zu begeistern. Das Produkt und der eigentliche „Protagonist“ verharrt zugunsten einer Story mit handelnden Figuren im Hintergrund, um als überraschendes Moment und zum Höhepunkt in der Auflösung das Scheinwerferlicht zu betreten. Freilich bleibt auch hierbei die beherrschende Idee, das Alleinstellungsmerkmal und der ultimative Kundennutzen im dramaturgischen Storytelling erhalten und manifestiert sich schlussendlich im Gedächtnis der Rezipienten als eindrucksvolle Erzählung.

Was für Produkte als Protagonisten in Produktfilmen gilt, ist wohl noch zutreffender für Personen in Unternehmen, die als Figuren in Imagefilmen auftreten (sollen). Aber dazu etwas mehr im nächsten Beitrag.

 

 

Unternehmenswerbung als erforderliches Investment in Krisenzeiten

Der Herbst naht, viele von uns sind aus dem wohlverdienten Urlaub zurückgekehrt und medial hören wir wieder von steigenden COVID-Zahlen. Zwar noch nicht besorgniserregend, aber trotzdem geistert das Schreckgespenst eines neuerlichen „lockdowns“ in den Köpfen unserer heimischen Wirtschaft. Zumal die gesamten Auswirkungen der Krise bis in das nächste Jahr noch gar nicht genau absehbar sind. Die bisherigen Auswirkungen, Umsatz- und Gewinneinbrüche jedoch sehr wohl. Liquidität und finanzielle Mittel, um krisensichere Investitionen zu tätigen, sind knapp. Und trotzdem gilt es gerade jetzt eine ganz bestimmte Sachkostenposition und ihre Wertigkeit für die Existenzsicherung eines Unternehmens etwas genauer zu betrachten.

Werbung als zukunftssichere Investition

„Ja die liebe Werbung. – Kostet Geld und was bringt sie mir schon? Meine Produkte und Dienstleistungen sind doch eh schon bekannt. Wofür soll ich diese Position unnötig höher budgetieren? Wenn der Verkauf nicht verkauft, dann nützt mir das beste Marketing nichts.“

Kommen Ihnen manche dieser Aussagen bekannt vor? Das Problem mit der Unternehmenswerbung besteht darin, dass viele, vor allem bis dato sehr erfolgsverwöhnte Unternehmen, den Wert und die Wichtigkeit von Werbung nicht mehr erkennen. Freilich könnte ein Konzern, dessen Produkt sich über viele Jahre hinweg global durchgesetzt hat und mitunter die Marktführerschaft unangefochten verteidigt über die Sinnhaftigkeit hoher Werbeausgaben diskutieren.

Aber auch diese Unternehmen müssen ständig darum bemüht sein, die Perspektiven ihrer „Marktführer“ zu hinterfragen und zu beleuchten und den Zusatznutzen als Resultat einer weltweiten Pandemie erkennen, um mit dem geeigneten Unternehmensmedium erfolgreich höchste Aufmerksamkeit zu erregen.

Den krisensicheren „Point of View“ von Produkt und Dienstleistung erkennen

Es liegt also an uns Mediendramaturgen, innovative Lösungen zu finden, um mit einem aufmerksamkeitserregenden Perspektivenwechsel im dramaturgischen Storytelling Ihre Kunden neu zu erobern und Ihre Produkte und Dienstleistungen schmackhaft zu machen.

Denken Sie nur an die zahlreichen Bekleidungsgeschäfte und ihren Regalen mit vollgestopfter Ware, die nicht verkauft werden konnte. Die Ware wurde nicht verkauft, weil die Geschäfte geschlossen blieben. Aber andererseits wurde die Ware auch deshalb nicht mehr verkauft, weil viele Kunden ihren Überfluss erkannten und überhaupt kein Bedürfnis empfanden, sich in die Geschäfte zu drängen um neue Klamotten zu kaufen. Es gibt also kein krisensicheres Produkt oder unangefochtene Dienstleistung, die jeder Mensch jederzeit benötigt. Aber es existiert immer ein spezifischer Nutzen, der auch in Krisenzeiten mit dramaturgischen Mitteln neu in Szene gesetzt werden kann.

Auch Kreativität hat seinen Preis

Wenn Sie ein Bauhandwerk betreiben, ein Architekt oder ein anderer Dienstleister sind, dann kostet Ihre Dienstleistung Geld. Seltsamerweise scheint immer noch der Glaube zu existieren, dass Werbung und kreative Arbeit so gut wie gar nichts kosten soll. Der Wert kreativer Arbeit wird deshalb so oft missverstanden und unterschätzt, weil er nach weitverbreiteter Meinung nicht messbar ist. Das stimmt so nicht ganz. Der Erfolg Ihres Unternehmensmediums oder Ihrer Kampagne kann genauso an Ihrem Betriebsergebnis gemessen werden, wie jede andere Werbemaßnahme für Ihr Unternehmen. Kreative Arbeit und die Schaffung dramaturgischer Medien ist ein höchst komplexer und anspruchsvoller Prozess, um Ergebnisse zu erzielen, die Ihre Kunden begeistern. – Diese Leistung sollte Ihnen niemals zu teuer sein.

Selbiges gilt natürlich auch für Ihre Produktwerbung. Doch dazu und über die Möglichkeiten von Produkten als Protagonisten etwas mehr im nächsten Beitrag.