Wirtschaftsmotor Unternehmensmedien

Die COVID-Krise klingt ab, Grenzen werden geöffnet und schon bald dürfen wir uns darauf freuen, unsere Gesichtsmasken zuhause zu lassen. Endlich ist auch absehbar, dass unser Tourismus wieder in die Gänge kommt und die „zweite Infektionswelle“ wirklich ausbleibt. Soweit so gut, aber die versprochenen Wirtschaftshilfen hinken und unsere Wirtschaft wird noch lange an den Wunden ihrer Umsatzverluste lecken. Was also tun, um mit der allmählichen Rückkehr zur Normalität auch wieder etwas mehr Normalität in die wirtschaftliche Situation unserer Unternehmungen zu bringen?

Evaluierung der eigenen Unternehmenskommunikation

In erster Linie können wir für unsere Unternehmungen anhand des Informationsmodelles der Regierung sehr viel für die interne Kommunikation ableiten.  Schnell können wir somit auch aufgetauchte Schwachstellen im Bereich Krisenkommunikation erkennen und eliminieren. Hierfür sind sicherlich nicht nur wir Mediendramaturgen Experten, aber der aufrichtig analytische Rückblick auf die Ereignisse wäre auf alle Fälle der erste Schritt, um die vorherrschenden Kommunikationsmodelle in Unternehmen auf ihre Belastbarkeit zu überprüfen. Mit der Evaluierung der internen Unternehmenskommunikation wäre außerdem der erste Meilenstein gesetzt, um zukünftigen Krisensituationen orientiert Paroli zu bieten und personelle Engpässe zu vermeiden.

Evaluierung des Medienoutputs

Was für die interne Kommunikation gilt, ist erst recht oberstes Gebot im Bereich der externen Kommunikation und hierbei speziell im Bereich Unternehmensmedien. Seltsamerweise beobachtete ich während der Krise viele Unternehmen, die nur zögerlich ihre Unternehmensmedien aufgrund veränderter Geschäftsmodelle adaptierten. Viele Gastronomiebetriebe haben beispielsweise ihre Umstellung auf Lieferservice relativ spät über ihre eingesetzten Medienkanäle in der Öffentlichkeit beworben. Auch hierbei können wir als Mediendramaturgen mit analytischem Blick auf den Einsatz bestehender Medienkanäle wirtschaftsfördernde Lösungen anbieten. Soweit zum formalen Leistungsspektrum von Mediendramaturgie für Unternehmensmedien. Inhaltlich gilt es dann, die gewonnenen Erkenntnisse auch gewinnbringend für Unternehmen umzusetzen.

Unternehmensmedien als Unternehmensmarken

Was wir als Mediendramaturgen und Kommunikationsexperten unseren Unternehmen immer wieder verdeutlichen sollten: „Form und Inhalt eines jeden Mediums bedingen einander.“ Oder kurz: Der spektakulärste Unternehmensfilm taugt zum Beispiel nichts, wenn dramaturgischer Inhalt fehlt. Dahingehend unterscheidet sich übrigens auch die Arbeit eines Mediendramaturgen zur Arbeit eines Art-Directors. Und aufregende Inhalte oder vielmehr aufmerksamkeitserregende Inhalte benötigen die Medien unserer Unternehmen heute mehr denn je. Die gute Nachricht: Als Medienwissenschafter haben wir überhaupt das erfolgreichste Marketingmodell der Welt erkannt und unmittelbar vor uns liegen. – Es ist auch ein dramaturgisches Modell. Doch darüber mehr im nächsten Beitrag.

 

 

COVID-19: „Im Spannungsfeld widersprüchlicher Zeichen“

  • Beitrags-Kategorie:Kommunikation

Im letzten Beitrag schrieb ich über die Stärkung der Glaubwürdigkeit durch politische Ehrlichkeit. Und kurz darauf hat unser Bundespräsident Van der Bellen diese Prämisse erfüllt. Generell können wir zum heutigen Zeitpunkt mit dem Verlauf der Krisenüberwindung zufrieden sein. Die Kommunikationsmaßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen sinken. Es war deshalb kein Wunder, dass die Harmonie zwischen den politischen Parteien und der Konsens innerhalb der Bevölkerung ebenfalls sinken. Ausschlaggebend hierfür sind die widersprüchlichen Zeichen innerhalb der Kommunikation von Verhaltensregeln.

Die Geschichte mit der Maskenpflicht

Wie im ersten Beitrag dieser Serie erwähnt, mogelte sich die Regierung erfolgreich durch die Einführung der Maskenpflicht. – Zumindest in kommunikativer Hinsicht. Die Regelungen, wie und wo die Maske getragen werden muss, widersprechen aber teilweise jeglicher menschlichen Logik. Jedenfalls ist nur schwer zu verstehen, weshalb wir zum Beispiel eine Restauranträumlichkeit mit Maske betreten und nachdem wir am Tisch Platz nehmen wider abnehmen dürfen. Noch spannender wird der Gang zur Toilette, der wiederum das Tragen einer Maske erfordert. Offensichtlich macht das Virus nur um den Restauranttisch einen großen Bogen? Verständlich ist zwar die prophylaktische Absicht dieser Regelung, sie wirkt allerdings in dem beschriebenen Setting eines Restaurants geradezu lächerlich.

Möbelhäuser in zweiter Reihe

Schon sehr früh war auch absehbar, dass der „Öffnungsplan“ der Regierung die tragenden Säulen unserer heimischen Wirtschaft bevorzugen wird. Seltsam erschien jedoch, dass die Öffnung der Möbelhäuser im Öffnungskonzept zweitrangig behandelt wurden. Dabei sind gerade in den Möbelhäusern große Flächen vorhanden und die Einhaltung des Mindestabstandes wäre problemlos von Beginn an möglich gewesen.

Kunst und Kultur in letzter Reihe

Wirklich beschämend war, dass sehr lange Zeit für den Bereich Kunst und Kultur überhaupt kein Öffnungskonzept kommuniziert wurde, obwohl Österreich in diesem Bereich – neben dem Tourismus – weltweit in der „Champions-League“ spielt. Wenn also eine Regierung selbstsicher verkündet, während und nach der Krise „niemanden zurückzulassen“, so spiegelte das Kommunikationsverhalten der Regierung in dieser Branche genau das Gegenteil.

Clubs, Bars und Diskotheken: „Die Nachtschicht als großer Verlierer“

Überhaupt kein Konzept, zumindest keines das sich mit den Regelungen für andere Branchen widerspricht, gibt es offensichtlich für sämtliche Nachtlokalbetreiber. Diese Freizeiteinrichtungen funktionieren ausschließlich aufgrund menschlicher Kontaktnähe. Ein wirtschaftlicher Betrieb scheint hier mit Abstandsregeln, begrenzten Besucherzahlen und Maskenpflicht nicht widerspruchslos möglich sein. Der letzte und einzig logische Ausweg für diese Branche besteht genau betrachtet nur im Wegfall sämtlicher Schutzvorkehrungen.

Versprechen machen erfordert Versprechen halten

Es genügt nicht nur unbürokratische und schnelle Hilfe für unsere Unternehmen zu versprechen. Die praktische Umsetzung dieses engagierten Versprechens hat sich bereits als schwierig und teilweise widersprüchlich gezeigt. Das Vertrauen der österreichischen Wirtschaft und der Bevölkerung begann daraufhin zu knacksen. Heute liegt es an unserer Regierung, gemachte Versprechen auch tatsächlich zu halten. Andererseits liegt es auch wieder bei uns und unserer innewohnenden Eigenschaft, als „Stehaufmandl“ der Krise weiterhin zu trotzen und unsere Wirtschaft wieder auf das Level vor der Krise zu hieven.

Die wirklich gute Nachricht ist, dass wir diese Möglichkeiten haben. Medien und hierbei speziell Unternehmensmedien beherbergen das große dramaturgische Potential, den notwendigen Wirtschaftsaufschwung wieder einzuleiten. Dazu mehr im nächsten Beitrag.

 

 

COVID-19: „Im politischen Dogma“

  • Beitrags-Kategorie:Kommunikation

Das Kommunikationsverhalten und die Bemühungen unserer Bundesregierung, die Bevölkerung möglichst transparent und umfangreich während COVID-19 zu informieren, kann bis heute als Erfolgsmodell politischer Kommunikationsarbeit festgestellt werden. Selten zuvor entwickelten sich Umfragewerte für politische Persönlichkeiten und ihre Regierungsparteien so positiv, wobei hier speziell der Rückgang der Infizierten und die erfolgreiche Vermittlung von Glaubwürdigkeit beigetragen haben. Aber während der „Langstreckendistanz“ hat „Glaubwürdigkeit“ im politischen Dogma deutliche Schrammen erleidet, deren Auswirkungen wohl erst in entfernter Zukunft sichtbar werden.

Glaubwürdigkeitserzeugung durch kommunikative Handlungen

Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass die Bundesregierung in Summe zur Krisenbewältigung bis jetzt einen großartigen Job erledigt hat. Aber wie der amerikanische Drehbuchguru Syd Field so trefflich meint: „Eine Figur ist nicht das was sie sagt, sondern was sie tut.“ Gilt das nicht auch für reale Persönlichkeiten, die im Grunde das Vorbild für Figuren sind?

Das Erzeugen und Vermitteln von Glaubwürdigkeit hängen deshalb sehr stark mit Handlungen und diesbezüglich kommunikativen Handlungen zusammen. Das Brechen der Vorbildwirkung und noch fataler, der Bruch selbst erstellter Verhaltensregeln zerstört den mühsam aufgebauten Glaubwürdigkeits-Flow in einer Kommunikationsstrategie. Aber alles der Reihe nach, denn der Beginn der Glaubwürdigkeitskrise erfolgte mit dem harmlosen Versuch, etwas Erheiterung in eine angespannte Situation zu bringen.

Vorsicht Babyelefant: „Vom Kommunikations-Gig zum Lückenbüßer“

Die Bevölkerung sollte nämlich plötzlich einen „Babyelefantenabstand“ einhalten. Also völlig klar: Abstand ein Meter! Nun, ich glaube den Abstand von einem Meter recht gut einschätzen zu können. Jedenfalls besser wie die Größe eines Babyelefanten und das, obwohl ich auch schon Elefanten gesehen habe. Hier wollte eine Kreativagentur wohl mit einem besonders witzigen Element zu etwas Entspannung beitragen. Aber für welche Bevölkerungsschicht? Auch wenn es sicherlich viele Menschen gibt, die Längenmaße nur schwer einschätzen können, so haben diese Menschen wohl genauso wie ich noch größere Schwierigkeiten damit, die Größe eines Babyelefanten richtig einzuschätzen. Die Botschaft könnte also auch lauten: „Wenn du zu dumm bist einen Meter Abstand einschätzen zu können, dann stell dir doch einfach einen Babyelefanten vor.“ Somit kann ein gut gemeinter und humorvoller Gig in Form eines Babyelefanten auch sehr schnell zu einem lächerlichen Lückenbüßer abdriften. – Und diese Lücke besteht dann bestenfalls aus einem Meter.

Ehrlichkeit hebt politische Glaubwürdigkeit

Vor einigen Jahren habe ich in einem anderen Beitrag mehr Ehrlichkeit von politischen Persönlichkeiten eingefordert. Kein Mensch ist unfehlbar. Wären sie es, würden sie auf mich eher unheimlich als glaubwürdig wirken und ich bin überzeugt, dass diese Wirkung auch für den Großteil der österreichischen Bevölkerung zutrifft. Über weite Strecken haben der Bundeskanzler und die Bundesregierung ein sehr aufrichtiges Bild erfolgreich vermittelt. Bereits zu Beginn der Krise hat die Regierung darauf aufgebaut, noch nie zuvor mit einer derartigen Herausforderung konfrontiert gewesen zu sein und auf keine Modelle gelungener Krisenbewältigung zurückgreifen zu können. Folge dessen waren bereits in kommunikativer Hinsicht notwendige Reserven geschaffen, um mögliche Fehler in Zukunft auch ohne politische Kollateralschäden eingestehen zu können.

Natürlich geschah der Besuch des Bundeskanzlers im von der österreichischen Außenwelt abgeschnittenen Kleinwalsertal in bester Absicht. Die Realität hat aber auch unser Regierungsoberhaupt sehr schnell eingeholt. Vor laufenden Kameras, deutlich hör- und sichtbar flehte er fortlaufend um Einhaltung der Mindestabstände. Und natürlich war der Besuch auch nicht spontan und wurde sehr wohl, wie uns das die Bilder zeigten, aufwändig vorbereitet. Eine sicherlich sehr wertvolle Erfahrung für den Kanzler, um auch einmal selbst zu erleben, dass die Kluft zwischen Sicherheit in Theorie und deren Anwendung im praktischen Alltag etwas größer als ein Meter sein dürfte.

Es gab also überhaupt keinen Grund für den Bundeskanzler, Fehler während diesem Besuch nicht einzugestehen. Im Gegenteil erhalten politische Amtsträger mit Mut, Fehler auf sich zu nehmen, mehr „Fleisch“ und damit auch mehr Glaubwürdigkeit. Wie heißt es so schön? Ehrlich währt am längsten. Und das gilt selbstverständlich auch für das Kommunikationsverhalten eines politischen Amtsträgers.

Enthüllungen täuschender Kommunikationshandlungen

Somit wird die ursprünglich hervorragende Kommunikationsarbeit auch sehr schnell zunichte gemacht. Schlimmer noch als fehlender Mut zum Eingeständnis von Fehlern sind täuschende Kommunikationshandlungen. Ich habe den Standpunkt der Medienwissenschaft dazu schon oft zitiert, aber ich formuliere es an dieser Stelle sehr gerne nochmals deutlich: „Medien lassen sich nicht domestizieren und beinhalten deshalb nicht nur manipulative, sondern auch enthüllende Eigenschaften.“

Diese Erkenntnis machte kürzlich auch Innenminister Karl Nehammer, als er von ZIB-Anchorman Armin Wolf mit den täuschenden Kommunikationshandlungen der Regierung und den Fakten aus der bestehenden Verordnung konfrontiert wurde. Selbst nach der Darstellung der tatsächlich herrschenden Rechtsgrundlage wird der Innenminister nicht müde, den Erfolg der Krisenbewältigung durch täuschendes Kommunikationsverhalten zu rechtfertigen und zieht vorsichtshalber sofort auch  noch den Regierungspartner und grünen Gesundheitsminister mit in die Verantwortung. Auch hier hätte mehr Mut zur Ehrlichkeit Fehler gemacht zu haben dazu beigetragen, die Glaubwürdigkeit der Regierung zu stärken. Stattdessen bleibt wiederum nur der fade Beigeschmack eines Ausredenchampions, der repräsentativ für die an sich hervorragende Arbeit der gesamten Regierung nun völlig grundlos weder Ehrlichkeit noch Glaubwürdigkeit beweist.

Wie sich dieser fehlende Mut zu mehr Ehrlichkeit in weiterer Folge für die Regierung auswirkt, werden die nächsten Umfragewerte, spätestens die Belebung dieser Themen zur nächsten Wahlkampfphase zeigen. Vorab wird es wohl auch noch viele Urteile bezüglich ihrer Rechtswirksamkeit genauer zu untersuchen geben. – Schlimmstenfalls wirklich erst mit Beginn der Normalität, so wie wir sie vor der Krise kannten.

Verfehlungen im Kommunikationsverhalten sind auch im Versprechen „unbürokratischer und rascher Hilfe für die Wirtschaft“ erfolgt. Denn diese Hilfe war bisher weder unbürokratisch noch besonders rasch. Deshalb werde ich im nächsten Beitrag einige Beobachtungen innerhalb unserer heimischen Wirtschaft im Spannungsfeld widersprüchlicher Kommunikation durch unsere Regierung anstellen.