COVID-19: „Virus in Medien versus Medienvirus“

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Die letzten Monate waren zweifellos mehr als außergewöhnlich und haben unsere Lebensqualität, unsere Einstellung und Haltung grundlegend verändert. Jetzt, da wir langsam wieder unsere Mündigkeit von der Regierung zurückerhalten und der oft zitierten „neuen Normalität“ folgen dürfen, rückt auch die anfangs fraglos akzeptierte Konformität unserer Handlungen schlagartig in das Mediengeschehen zurück. Deshalb jetzt ein kurzer Blick zurück auf die vergangenen Entwicklungen und Geschehnisse, um auch die Entwicklung des omnipräsenten Themas COVID-19 in den Medien besser zu verstehen.

„Es wird ernst“ – Informationsqualität hebt Glaubwürdigkeit

Eines muss man der Bundesregierung und allen voran Bundeskanzler Kurz vorbehaltlos zugestehen: Nur selten wurde eine Bevölkerung in diesem Ausmaß und in höchsttransparenter Qualität informiert. Die Kommunikationsstrategie wurde damit auch schnell erkennbar und erklärt, weshalb die österreichische Bevölkerung größtenteils sofort in das „Krisenboot“ stieg und den anstehenden Bekämpfungsmaßnahmen folgte. Aber alles der Reihe nach.

Bereits Wochen vor dem häppchenweise durchgesetzten „shut down“ hat Bundeskanzler Kurz gezielt vor der Krise gewarnt und offen kommuniziert, dass auch wir Österreicher nicht verschont bleiben und das Virus unser Land schon bald wie eine feindliche Armee überfallen wird. Medial ist das Virus in weiterer Folge tatsächlich mit der Einreise eines infizierten italienischen Paares in Tirol schlagartig in das Blickfeld der gesamten Bevölkerung gerückt. Die Prophezeiung hat sich somit medial erfüllt und die tägliche Informationsversorgung als wichtigster Teil innerhalb der Kommunikationsstrategie beginnt zu rollen.

„Koste es was es wolle.“ – Ein Bundeskanzler sieht rot

Tatsächlich haben die Menge und die Qualität der medialen Informationsversorgung dazu beigetragen, die Glaubwürdigkeit und Geschlossenheit der Regierung zu heben und mit den eingeführten Maßnahmen höchste Konformität innerhalb der Bevölkerung zu erzielen. Nahezu unheimlich erscheint dem Bürger das unterstützende Verhalten der Opposition. Konformität auf allen Ebenen zum Wohle unserer Gesundheit, die nahezu über Nacht zur höchsten Priorität gradiert. Und als sich ausgerechnet ein ÖVP-Bundeskanzler an ein Zitat von Bruno Kreisky wagt, wird wohl auch den bis dato meisten Zweiflern klar, dass die Wirtschaft nicht aufgrund eines Wahnes zerstört werden soll. Außerdem hat sich auch Kurz zu diesem Zeitpunkt endgültig vom Staatskanzler zum Medienkanzler entwickelt. Das Virus, die Krise und das Thema selbst haben daraufhin unsere Medienlandschaft komplett vereinnahmt. Jetzt kommt Spannung auf, Beobachtung und der permanente Blick auf die Entwicklung der aktuellen Lage. – Und es folgt Ruhe.

„Die Natur atmen hören“ – Entschleunigung als kurze Verschnaufpause

Das mediale Zauberwort, das wir daraufhin ständig zu hören bekamen, lautete „Entschleunigung“. Es begann eine Zeit, in der sich die Natur von den Umweltstrapazen erholen konnte, wir wieder fähig waren, den Gesang von Vögeln zu hören. Der akustische Smog, verursacht durch den täglichen Verkehrslärm, ist kurzfristig verschwunden und beinahe fühlte man sich zeitlich in eine längst vergessene Vergangenheit versetzt. Kurz darauf traf auch endlich die von der Bundesregierung lang ersehnte Lieferung von Schutzmasken in unserem Land ein. Sogar das daraufhin widersprüchlich einsetzende Kommunikationsverhalten unserer Regierung, indem jetzt plötzlich das Tragen einer Schutzmaske als unbedingt erforderlich deklariert wird, nimmt die Bevölkerung ohne größere Gegenwehr zur Kenntnis. Und beinahe beginne ich zu glauben, dass sich Medien sehr wohl domestizieren lassen. – Beinahe glaubte ich das, wenn da nicht auch noch die virtuelle Welt sozialer Netzwerke im Cyberspace existieren würde.

„Virologie als Fake-Beruf“ – Verschwörungsfanatiker im Medienvirus

Erstaunlicherweise gibt es immer noch sehr viele Menschen, die sich medizinischer Wissenschaft entziehen oder glauben, dass es keine Viren gibt. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder Mensch glauben soll was er möchte. Wenn aber diese Menschen durch rücksichtsloses oder ignorantes Verhalten das Leben anderer Menschen gefährden, übertreten sie damit Grenzen.

Ich wunderte mich auch, wie zögerlich sich die obersten Verschwörungsanhänger, Pseudowissenschafter und Anti-Schulmedizin-Fanatiker sich in den sozialen Netzwerken, meist mit dem Hintergrund reiner Profitgier, auskotzten. Die Regierung hat zwar reagiert und gezielt immer wieder vor „Fake-News“ in sozialen Netzwerken oder virtuellen Medienkanälen gewarnt. Trotzdem können wissenschaftlich gesicherte Fakten und deren medial breit gefächerte Informationskanäle eine erschreckend hohe Anzahl von Bürgern nicht erreichen. Beobachtbar ist auch, dass immer noch sehr viele Menschen Informationen ohne Reflektion bezüglich vorhandener Quellen aus dem Cyberspace beziehen. Soziale Netzwerke als „freier Medienraum“ werden somit auch zum Tummelplatz zahlreicher Pseudoexperten, die in Wahrheit nicht informieren, sondern von der Unzulänglichkeit möglichst vieler Leser profitieren. Freilich gibt es für diese Personen dann oft auch kein Virus- oder Krisenthema, sondern lediglich manipulative Medien, die das Virus überhaupt erst entstehen lassen. Die mediale Verdrehung von Fakten und Tatsachen ist nicht neu und das Schüren von Angst ist ein mächtiges Mittel, um Massen medial zu manipulieren. Aber wie schon der Bundespräsident so trefflich formulierte: „Angst brauchen wir nicht zu haben.“

Trotzdem werden die nächsten Wochen für die Politik unseres Landes noch große Aufgaben hervorbringen. Die mediale Auseinandersetzung zwischen politischem Dogma und den daraus resultierenden Auswirkungen für unsere Bevölkerung und heimische Wirtschaft wird deshalb auch in meinen beiden nächsten Beiträgen Inhalt einiger Beobachtungen sein.

 

 

Willkommen zurück bei Mediendramaturgie!

Willkommen bei Mediendramaturgie mit Bertram Holzer

Ich freue mich, Sie nach meinem „Umzug“ weiterhin auf meiner neuen Blogseite begrüßen zu dürfen. Thematisch habe ich nichts verändert und meine Beiträge behandeln immer noch die beobachtbaren und erkennbaren Zeichen innerhalb der Mediendramaturgie, die zugleich massiv Einfluss auf unsere Gesellschaftsstrukturen ausüben. Dramaturgie zeigt sich nahezu omnipräsent in unserem privaten und beruflichen Umfeld und beeinflusst daher auch unsere eigenen Handlungen im täglichen Leben.

Diese These begleitet nicht nur das fiktionale Schaffenswesen, sondern gleichwohl auch die non-fiktionale Herangehensweise in der Konzeption von Unternehmensmedien. Die Wirtschaftsdramaturgie befindet sich gerade jetzt erneut in einem Wandel und birgt Potential für neue Wettbewerbsmodelle. Im Bereich Kommunikation suche ich nach Zeichen aus der Welt politischer Kommunikation und nach Kommunikationsmustern in der virtuellen Welt sozialer Netzwerke und Medientechnologien.

Angesichts der derzeit herrschenden Corona-Krise bietet sich mediensemiotisch das Feld der politischen Kommunikation zur Fortführung genauerer Beobachtungen geradezu an. Innerhalb der Wirtschaftsdramaturgie werden wir uns nach der Krise verstärkt um die Notwendigkeit aufmerksamkeitspulsierender Unternehmensmedien kümmern müssen. Und die Modelle hierfür – und das ist die wirklich gute Nachricht – hat unsere heimische Wirtschaft in Form der Hollywooddramaturgie unmittelbar vor sich liegen.

Wenn Sie sich etwas genauer auf meiner Website umsehen, wird Ihnen deshalb auch auffallen, dass ich das Motiv „Hollywood“ nicht unbeabsichtigt als Leitthema gewählt habe. Neu bei Mediendramaturgie ist auch, dass Sie mehr über mich und meine Professionen erfahren, auf der Seite Starlights habe ich hierfür einen Teil meines Projektschaffens für Sie zur Verfügung gestellt. Werden Sie doch einfach Mitglied meines Netzwerkes, indem Sie sich für die Anmeldung meines Newsletters entscheiden und somit vollen Zugang zu sämtlichen Inhalten erhalten. (Keine Angst, ich verspreche und versichere Ihnen, Sie nicht mit wöchentlichen Newslettern zu überfluten;)

Als Blogger versuche ich auf dieser Seite möglichst regelmäßig interessante Beiträge für Sie zu schreiben und hoffe, dass auch Sie damit Ihr Interesse für Dramaturgie – möglicherweise auch innerhalb Ihrer eigenen Unternehmens- oder Vereinsmedien – entdecken.

 

 

Medien als touristische Sprachtrainer TEIL 2

  • Beitrags-Kategorie:Kommunikation

Das Fernsehen konnte bestehende Sprach- und Mentalitätsblockaden im Tourismus nicht immer so erfolgreich wie in Ägypten vermitteln und überwinden. Ein negatives Beispiel können wir derzeit in den Entwicklungen der Wirtschaftskrise in Griechenland beobachten. Möglicherweise wird in den nächsten Tagen  der „Grexit“ Realität. Völlig unabhängig vom politischen Hick-Hack zwischen EU und Griechenland werden Touristen aber auch zukünftig ihren Urlaub auf den griechischen Inseln genießen. Und die Griechen werden ihre Gastgeberrolle auch weiterhin erfolgreich spielen, um ihr Dilemma zu überwinden. Für meine Ausführungen konzentriere ich mich hierbei auf die Entwicklungen auf der beliebten Ferieninsel Korfu.

Sprachliche Selektionen im Tourismusmarkt

Als ich vor 13 Jahren das erste Mal die „grüne Insel“ Korfu kennenlernte, war es noch nicht so einfach nur mit englischer Sprache zu kommunizieren. Im Gegenteil gehörte auch ich zu den vielen Urlaubern, die sich darum bemühten etwas griechisch zu sprechen. Für uns Mitteleuropäer bedeutete ein Urlaub auf Korfu eine willkommene Alternative zu Italien oder zur Türkei. Damals war der Euro noch sehr jung in Griechenland und man spürte regelrecht den Optimismus und Stolz der Korfioten, ein vollwertiges Mitglied in einer großen Wirtschaftsunion zu sein. Dieses Bild wurde nicht zuletzt von den heimischen Medien projiziert und bestärkte wiederum den Tourismus, sich verstärkt um die ausländischen Zielgruppen zu kümmern. Als Mitglied der Eurozone war plötzlich ein gewisser Spielraum vorhanden, um touristische Zielgruppen zu klassifizieren. Die Medien und nicht zuletzt das Fernsehen sind praktikable Abholstationen von Informationen, die den Griechen erklärt haben, welche Urlaubergruppen in sprachlicher Hinsicht ganz besonders fürsorglich bemuttert werden sollten. Der erlauchte Kreis beschränkte sich rasch auf ein sehr großes deutschsprachiges Publikum und einen zusammengefassten englischsprachigen Rest. (Zu diesem Rest zählen außer Briten auch sämtliche Resteuropäer.) Aber speziell die Dominanz der deutschsprachigen Mitteleuropäer hat sehr schnell Wirkung auf der Insel gezeigt. Vorbei waren unsere Bemühungen, für einen interaktiven Kulturaustausch auch etwas griechisch zu sprechen. Jetzt setzten wir von unseren Gastgebern voraus, dass sie die deutsche Sprache beherrschten. Und die Griechen haben alles daran gesetzt, diese Erwartungen zu erfüllen. Der touristische Markt auf Korfu hat sich aber nicht nur sprachlich gut erkennbar selektiert.

Über Kulturclash und „verkaufte Seelen“

Während die deutschsprachigen Mitteleuropäer auf gehobenen Standard, Individualität und Ruhe setzen, vor allem aber von morgens bis abends verwöhnt werden wollen, erwarten die Resteuropäer, allen voran die Briten, Non-Stop-Action und Entertainment. Dieses mediale Bild setzte sich im kollektiven Gedächtnis der Griechen durch. Die touristische Kulturschere ist heute schon so groß, dass sich ein Teil der Hotelbesitzer nur noch deutschsprachige Gäste wünscht. Man kennt die deutschsprachigen Urlauber auf der Insel und ihre hohen Ansprüche. Umgekehrt liegen Teile des Nordens und nahezu der komplette Süden Korfus fest in den Händen der britischen Touristen. „Fahren Sie nicht in den Süden, da haben die Korfioten ihre Seele verkauft“, warnte mich einmal einer der deutschen Urlauber.

Leider hatte er Recht. Im touristischen Süden verweist nichts mehr auf die einstige Schönheit der grünen Insel. Heute werden dort wilde Partys gefeiert. Die Spuren dieses Entertainmentverlangens  durchfährt man tagsüber direkt auf den zugemüllten Straßen. Auch hier haben die Medien ihre Wirkung gezeigt und die Korfioten gelehrt, welche Sprache die britischen Touristen am liebsten sprechen. All diese Entwicklungen ereigneten sich lange vor der griechischen Wirtschaftskrise, manövrierten die Korfioten allerdings direkt in ihr heutiges Dilemma.

Das unterdrückte Unbehagen

Ich persönlich empfinde die Korfioten auch heute noch – während dem Höhepunkt der Krise – als großartige und freundliche Gastgeber. Die Insel scheint unberührt von den dramatischen Vorgängen im Land zu sein. Der Tourismus ist die wichtigste Stütze und deshalb bleibt den Einheimischen gar nichts anderes übrig als ihre volle Konzentration auf das Wohlbefinden ihrer Gäste zu verlagern. Wer jedoch in Gespräche mit Korfioten findet, der entlarvt sehr schnell das unterdrückte Unbehagen und erkennt die vielen Sorgen. Viele Lebensmittel sind heute unbezahlbar und einfache Knabbereien gehören zu Luxusgütern, die wohlüberlegt gekauft werden sollten. Hinzu kommt, dass Medien die einstigen Freundbilder Deutschlands zu Feindbildern deformieren, die speziell an die deutsche Politik adressiert sind. Kein Wunder also, wenn plötzlich nicht mehr alle deutschsprachigen Touristen als Deutsche betrachtet werden. Trotzdem muss man ganz genau darauf achten, um die Extraportion Freundlichkeit zu erkennen, die man als geouteter Österreicher erfährt.

Egal welchen Weg die Krise in den nächsten Wochen einschlägt, übrig bleibt das unterdrückte Unbehagen der Korfioten. Die Lösung von diesem Unbehagen wird sehr schwierig sein und wahrscheinlich auch sehr lange dauern. Mindestens genauso lange wie die sprachlich-kulturellen Selektionen im Tourismus stattgefunden haben.