„Keine Zeit zum Lesen“ – Über die gescheiterte Unternehmensinformation“

Ich habe bereits über die E-Mail-Kommunikation und ihre Vor- und Nachteile in anderen Beiträgen geschrieben. Heute erzähle ich von meinen Beobachtungen bezüglich Informationsvermittlung mit E-Mail. Relevante Informationen wurden vor der digitalen Zeit mit dem sogenannten „Schwarze Brett“ kommuniziert. Einige Firmen haben dieses Brett immer noch in Verwendung damit auch Mitarbeiter, die nicht über E-Mail-Zugang verfügen, informiert werden können. Aber die Infotafel übermittelt Nachrichten, die von den Empfängern aktiv bezogen werden. Darin liegt ein wesentlicher Unterschied zur E-Mail-Nachricht, der aber leider sehr oft unterschätzt wird.

E-Mail verschlingt relevante Informationen

Der altbackene Bürokrat der Neuzeit kennt das. E-Mails spülen täglich das Postfach voll und warten darauf, nach Bearbeitung in die erledigten Tasks zu wandern. Ständige Erreichbarkeit soll hier erzielt werden und die Verfügbarkeit selbst gewährleistet, dass auch Unternehmensinformationen schnell und einfach mittels E-Mail kommuniziert werden. Dabei wird oft vergessen, dass E-Mail heute in erster Linie zum Werkzeug funktionalisiert wurde. Die Flut der zu bewältigenden Nachrichten selbst verhindert bereits, dass E-Mail-Botschaften heute noch genügend Aufmerksamkeit erhalten, um auch als relevante Unternehmensinformationen wahrgenommen zu werden. Der massive Umgang mit E-Mail entschuldigt deshalb unsere fehlende Wahrnehmung relevanter Informationen. Die Auswirkungen lassen sich anhand zahlreicher Beispiele belegen.

Keine Zeit zum Lesen

Ein praktisches Beispiel: In einem Unternehmen werden Personalstrukturen verändert. Damit auch alle Mitarbeiter möglichst schnell über diese Änderungen informiert werden, bietet sich ein E-Mail-Flyer geradezu an. Kurze Zeit später stellt sich heraus, dass nahezu kein Empfänger die Information wahrgenommen hat. Warum? Die meisten Arbeitnehmer selektieren ihre Nachrichteneingänge nach Prioritäten. Unternehmensinfos liegen in dieser Prioritätenliste an hinterer Stelle, weil sie nicht zu den Botschaften gehören, die auch bearbeitet werden müssen.

Der ausgelastete Empfänger von E-Mails opfert keine Arbeitszeit, um Mails zu lesen, die keine Reaktionen erfordern. Das ist eine völlig natürliche Haltung über die sich der Sender von Infomails nicht wundern darf. Die Frage, die sich der Nachrichtensender stellen muss, lautet daher: Wie kann ich die Aufmerksamkeit für meine Informationen bei den Empfängern erreichen?

Altbewährtes wirkt am Längsten: Die persönliche Kommunikation

Wichtige Informationen werden am wirkungsvollsten wahrgenommen, wenn sie persönlich übermittelt werden. Der Aufwand für persönliche Kommunikation ist dabei unwesentlich höher: Die Geschäftsführung informiert die Abteilungsleitung und die Abteilungsleiter informieren ihre Mitarbeiter in Form einer kurzen Zusammenkunft über relevante Neuerungen.

Die persönliche Kommunikation zwischen Führungskraft und Mitarbeiter fördert zudem das gegenseitige Vertrauen und gewährleistet die Aufmerksamkeit der Botschaftsempfänger. Die E-Mail-Botschaft kann in dieser Hinsicht lediglich eine Protokollfunktion erfüllen und ist die schriftliche Form einer relevanten Information, die zwar bestenfalls dokumentiert, in den seltensten Fällen jedoch aufmerksamkeitserregend und wirkungsvoll informiert.

 

 

Über die machtlosen Codes im Arbeitszeugnis

Oft wird von einem Mitarbeiter, der sich für eine neue Stelle bewirbt, ein Arbeitszeugnis verlangt. Offensichtlich ist dieses für manche Arbeitgeber wichtig. Der Empfänger solcher Beurteilungen wird zwar immer wieder mit „versteckten Codes“ konfrontiert, aber bereits die Enthüllung dieser Codes macht das Arbeitszeugnis eigentlich wertlos.

Die entmachteten Codes

Auch ein Arbeitszeugnis unterliegt einer bestimmten Struktur und einer durchgängigen Dramaturgie. Wie diese Struktur auszusehen hat, kann genauso zahlreich im Web nachgelesen werden, wie die versteckten Codes, vor denen sich der Arbeitnehmer hüten sollte. Dem Internet sei Dank kann daher jeder von uns seine Beurteilung anhand von Checklisten prüfen und feststellen, welche Botschaft der Aussteller tatsächlich sendet. Aber wie mächtig sind versteckte Codes dann eigentlich noch? Das Internet hat diese Codes längst enttarnt und deshalb sind sie heute gegen einen informierten Arbeitnehmer machtlos. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, seinem Mitarbeiter ein ordentliches Arbeitszeugnis auszustellen und er darf dabei keine offensichtlich negativen Beurteilungen konstatieren. Kein Wunder also, weshalb sich überhaupt codierte Formulierungen etablieren konnten.

Die Codes in den Zeugnissen sind eigentlich nichts anderes als eine versteckte Kommunikationsform zwischen Arbeitgebern. Lange Zeit war sie dem Arbeitnehmer nicht bekannt aber heute sind die Codes hauptsächlich Mittel zum Zweck. Ohne sie hätte der Arbeitgeber keine Chance, eine für ihn vertretbare und rechtlich legitime Bewertung auszustellen. In dieser Hinsicht ist die Funktionalität der Codes also noch intakt. Geheim sind sie jedoch schon lange nicht mehr und genau darin liegt die Möglichkeit für Arbeitnehmer, auch die Funktionalität der Codes zu entmachten.

Ein unmoralisches Angebot

Wie ich bereits oben erwähnte, bleibt das Verfassen eines Arbeitszeugnisses eine komplexe und höchst verantwortungsvolle Aufgabe. Viele Arbeitgeber wälzen diese Verantwortung deshalb ab oder noch schlimmer, verlangen vom scheidenden Mitarbeiter die Beurteilung selbst zu schreiben. Warum sollte sich der Chef auch zusätzliche Arbeit aufhalsen und ein Zeugnis über eine Person ausstellen, die in Kürze sein Unternehmen verlässt? Und wie soll ein Arbeitnehmer mit diesem „unmoralischen Angebot“ umgehen? Ich sage es offen heraus: “Ein selbst geschriebenes Arbeitszeugnis ist in jedem Fall besser als ein unmotiviert geschriebenes und fehlerhaftes Zeugnis.” Der Mitarbeiter erhält damit die einmalige Chance, die Codes zu entmachten und sie nach seinem Wohlgefallen zu benutzen.

Keine Angst vor angeblichen Übertreibungen

Bevor man das unmoralische Angebot annimmt und mit dem Schreiben beginnt, sollten noch einige Fragen geklärt sein:

  1. Weshalb bietet mir ein Arbeitgeber an, das Zeugnis selbst zu schreiben?

Die Antwort dürfte in den meisten Fällen klar sein. In einer sehr hektischen und anfordernden Arbeitswelt hat der Arbeitgeber einfach weder Zeit noch Lust, selbst eine aufrichtige Beurteilung zu schreiben. Das verrät uns übrigens auch sehr viel über den Charakter einer Person und wie diese Person zu seinem scheidenden Arbeitnehmer steht.

2. Kann ich alles schreiben was ich will?

Freilich wird der Arbeitgeber vorher lesen, was er unterschreiben soll. Solange Orthographie und Grammatik in Ordnung sind, werden ihm die Inhalte aber wohl eher egal sein.

3. Warum sind dem Arbeitgeber die Inhalte und somit die Beurteilung selbst egal?

Vermutlich wird er selbst auf das Gewissen seines scheidenden Mitarbeiters vertrauen. In aller Regel reflektieren wir eher bescheiden über unsere eigene Persönlichkeit und gerade deshalb ist es wichtig, Selbstvertrauen zu beweisen und auch nicht mit Übertreibungen zu sparen. Schließlich geht es um eine Bewertung, die ausschlaggebend für den weiteren Karriereverlauf sein könnte und um die sich der verantwortliche Arbeitgeber nicht kümmern möchte.

4. Wie sollte das Arbeitszeugnis aussehen.

Die Strukturen sind im Web zahlreich publiziert. Die negativen Codes können entmachtet werden, indem man sie einfach umgeht. Auch dazu gibt es bereits im Web zahlreiche Publikationen. Deshalb sollte man auch stets Superlative verwenden und mit Eigenlob nicht sparen, wenn es darum geht, die Bestnote zu erreichen. Wer in Orthographie und Grammatik nicht sicher ist, sollte unbedingt von einer kompetenten Person Korrekturlesen lassen.

Achtung vor übertriebenen Fachkompetenzen

Ich vermute, dass es heute sehr viele dieser unmoralischen Angebote gibt. Sie sind auch dem zukünftigen Arbeitgeber bekannt und er wird deshalb sehr aufmerksam das Arbeitszeugnis mit den anderen Bewerbungspapieren vergleichen. Ein Tausendsassa ist immer verdächtig, weshalb man sich hüten sollte, übertrieben hochgelobte Fachkompetenzen aus dem Arbeitszeugnis in Widerspruch zu den anderen Bewerbungsunterlagen zu setzen. Die sozialen Kompetenzen sind während einer Bewerbung hingegen nicht so einfach überprüfbar. Hier gilt das Arbeitszeugnis, das in diesem Fall aus derselben Hand stammt, als wichtiger Entscheidungsträger. Und genau darin liegt die Möglichkeit mit den Codes zu arbeiten und diese für sich selbst arbeiten zu lassen.

Die entmachteten Codes im Arbeitszeugnis können eine große Chance für scheidende Arbeitnehmer sein, aber bitte immer daran denken: Auch ein zukünftiger Arbeitgeber wird einen Täuscher sehr schnell enttarnen und dann sehr wohl entscheiden, ob er das neu begonnene Arbeitsverhältnis längerfristig fortsetzen möchte.

 

 

Der ideale Regierungschef

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Im Drang nach Aufmerksamkeit und Quote ist es kein Wunder, dass die Wähler ihr Interesse an Politik schließlich verlieren. Signifikant zeigt sich das an den Wahlergebnissen und dem Anteil der Nichtwähler. Offensichtlich können wir uns nur schwer entscheiden wem wir unser Vertrauen schenken und bleiben deshalb lieber zuhause als unser Wahlrecht zu nutzen. Die Politik müsste sich also ernsthaft überlegen wie sie dem Einheitsbrei ihrer Parteien entkommen kann, um die Qualität in ihren medialen Informationen und Argumentationen zu heben. Ein Spitzenpolitiker oder ein Regierungschef muss sich dafür in der Realität zum Glück auch nicht in einen Helden verwandeln, so wie wir das aus vielen Hollywoodfilmen kennen. 

Nachhaltige Aufmerksamkeit erhält ein Politiker schlussendlich nur dann, wenn er das Vertrauen der Wähler gewinnt. Und dieses Vertrauen gewinnt er sicherlich nicht mit verbalen Ausbrüchen und populistischen Attacken. Ich konstatiere drei Regeln, wie ein Politiker dieses Vertrauen gewinnt:

1. Immer ehrlich handeln und damit Ehrlichkeit beweisen!

Es gibt keine, absolut keine Entschuldigung für Unehrlichkeit. Einige Korruptionsfälle in jüngster Vergangenheit, die der Journalismus wieder einmal enthüllt hat, bestätigen diese Argumentation ständig. Politische Persönlichkeiten müssen wahrhaftig erkennen, dass die Wähler nicht dumm sind. Erkennen bedeutet, mit dieser Erkenntnis zu handeln und sie nicht nur ständig auszusprechen. Arbeitende Menschen können nur schwer nachvollziehen, dass Politiker ihre Ressorts von einem Tag zum anderen wechseln können und ihre neuen Aufgaben lückenlos erfüllen. Ehrlichkeit bedeutet deshalb auch Mut zu haben, fehlende Kompetenzen einzugestehen und nicht nur mit Statistiken im Fernsehen zu wedeln und Expertisen unreflektiert nachzuplappern. Politiker die Sachverhalte kritisch hinterfragen und sich Wissen aneignen, werden glaubwürdiger sein.

2. Mutig sein und gegen Konventionen verstoßen!

Um mit Ehrlichkeit Glaubwürdigkeit zu erzeugen, muss ein Politiker auch gegen Konventionen verstoßen. Er darf die Konfrontation mit der eigenen Partei nicht scheuen und er muss den Mut haben, seine ehrlichen Überzeugungen gegen sämtliche Widerstände, auch aus den eigenen Reihen, zu verteidigen. Diplomatie und Überzeugungsarbeit sind hier gefragt. Aber wenn diese Diplomatie und die eigenen Prinzipien nicht mehr gefragt sind, sollte sich jeder Politiker ernsthaft fragen, weshalb ihn die Partei eigentlich zu sich in die Reihen geholt hat. Starke Persönlichkeiten die ihre eigene Meinung vertreten ohne die Meinung anderer zu verletzen, werden immer mehr Aufmerksamkeit erhalten als Parteimitläufer.

3. Immer cool bleiben!

Der Schlüssel um hetzerische und populistische Angriffe abzuwehren liegt in der Nüchternheit eines Politikers. „Cool bleiben“ lautet die Devise, denn Aufmerksamkeit erregt derjenige, der entspannt bleibt und dem „Angreifer“ nicht ständig ins Wort fällt. Das Zuhören und das Aussprechen lassen eines Dialogpartners sind in den dramaturgisch aufgeladenen Formaten von heute deutlich schwieriger geworden. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man selbst wertvolle Redezeit verschenken könnte, wenn man andere Diskutanten nicht ständig unterbricht. Damit erreicht der Politiker nur, dass er sich selbst zur Brüllaffenhorde gesellt. Die Nüchternheit und die Überlegungen zu Handlungen und Argumentationen werden auch den Verlust eigener Redezeit locker verschmerzen, weil Sachlichkeit und die Qualität der aussendenden Informationen über das unreflektierte Wortgefecht triumphieren werden.

In Deutschland beobachten wir anhand einiger Formate sehr gut, wie Dramaturgie und Politik in der Medienwelt erfolgreich harmonieren. Die österreichischen Privatsender finden hier hochqualitative Orientierung; der Rest liegt bei den österreichischen Politikern.