Über farbliche Missgeschicke mit „Corona-Ampeln“

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Wie erwartet steigt die Zahl der Corona-Infektionen wieder deutlich an. Die Verursacher wurden medial in öffentlichen Veranstaltungen, Sportevents und den zahlreichen Reiserückkehrern verortet. Frühzeitig versuchte die Regierung die „Corona-Ampel“ und ihre Funktionalität in der Virusbekämpfung auch der Bevölkerung zu erklären. Nun, diese Ampel entstand zwar zweifelsohne aus begründeter Absicht, entpuppte sich jedoch als kommunikativer Schildbürgerstreich. Kritisch betrachte ich vor allem den Versuch, die auf Konventionen beruhende Farbsymbolik zu verdrehen und dadurch die Bürger noch mehr zu verwirren.

Farbsymbolik und Anordnung von Farben

Verkehrsampeln funktionieren aus zweierlei Gründen. Erstens beruht unser Verständnis für gefahrfreies, achtsames und verbotenes Verhalten im Straßenverkehr auf ein gemeinsames Verständnis über die Bedeutung der Farben „Rot“, „Gelb“ und „Grün“. „Rot“ bedeutet Gefahr. „Gelb“ bedeutet Achtung, drohende Gefahr und „Grün“ bedeutet keine Gefahr.

Zweites ist die Anordnung dieser Farben von höchster Bedeutung, damit auch farbenblinde Menschen die Bedeutungen aufgrund einer auf Konvention beruhender Anordnung interpretieren können. Kurz: Das oben leuchtende Licht bedeutet „Gefahr“, das in der Mittel leuchtende „Licht“ bedeutet Achtung und das unterste Licht bedeutet „keine Gefahr“. Warum hat nun die Regierung trotzdem versucht, Farbsymbolik und Farbanordnung einer Ampel zu verdrehen?

Der schmale Grad zwischen Vorsicht und Gefahr

Freilich erkennen wir auch die kommunikative Haltung der Regierung, die Bevölkerung nach einem aufreibenden Frühjahr wieder etwas zu „entspannen“. Gleichzeitig wurde uns aber immer wieder ins Gedächtnis gerufen, dass die Gefahr noch nicht zu Ende ist und wir achtsam sein müssen. Und Achtung bedeutet? Richtig, – Gelb.

Als auch Kanzler Kurz zu erklären versuchte, dass „Grün“ keine gefahrlose Situation darstellt, konnte ein solcher Sager einem verkehrsmündigen Bürger nur noch ein müdes Lächeln in die Visage zaubern. Wenn die Verantwortlichen bereits im Verständnis einer Ampel scheitern, konnte die „Ampelschaltung“ nur zu einem folgenschweren Totalschaden führen.

Gelb, Orange, Rot: Was wir alles über Farbzuordnung wissen sollten

Wenn wir erst einmal die Farbdeutung unserer Regierung begreifen, wird es so richtig spannend, wenn wir noch sämtliche Regelungen je Farbe verstehen sollten, die wohlgemerkt unterirdisch kommuniziert wurden. Um das Ganze noch etwas prickelnder zu gestalten, wurde das Ampelwarnsystem auch noch bezirksweise geschalten. Wie war das nochmals: „Das Virus kennt keine Grenzen.“ Und jetzt versuchen wir sogar in den jeweiligen Bezirken der Bundesländer das Virus zu erkennen und mit Maßnahmen zu bekämpfen? Maßnahmen, die ein großer Teil der Bevölkerung nicht versteht und sich ehrlicherweise oft auch jeglicher Logik entbehren.

Sinnvolle und länderübergreifende Maßnahmen statt Ampelchaos

Wir werden sehen, wie lange die „Corona-Ampel“ tatsächlich überlebt. Viel mehr als bürokratischer Mehraufwand und verbrannte Energie wird als Resultat kaum erkennbar bleiben. Dabei wäre eine einfache Rückkehr zu flächenübergreifenden Maßnahmen, die auch zuvor funktioniert haben und für weitaus weniger Verwirrung sorgten, eine praktikable Vorgehensweise. Als Fazit bleibt: Um wirksame Ergebnisse in der Corona-Bekämpfung zu erhalten, muss allgemeines Verständnis und somit Übereinkunft zu getroffenen Maßnahmen herrschen.

 

 

Pixabay-Bild: Alexandra_Koch

Bezahlfernsehen statt Spartenfernsehen

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Während der COVID-Krise entwickelten wir uns nahezu schlagartig wieder zurück zu den „Couch-Potatoes“ der Fernsehfrühzeit. Überhaupt gewann der gemeinschaftliche Medienkonsum mehr an Bedeutung. Kein Wunder also, weshalb Hollywoods Filmindustrie schon früh auf Video on Demand als Erstverwertungskette setzte und damit die Kinoindustrie erzürnte. Und obwohl speziell das Pay-TV recht zögerlich reagierte, um seinem bezahlten Versorgungsauftrag halbwegs gerecht zu werden, reißen die Diskussionen um die Rundfunkgebühren des rechtlich-öffentlichen Fernsehens nicht ab.

Gähnende Leere, Wiederholung und „Beruhigungspakete“ im Pay-TV

Medienkonsumenten, die zum Beispiel ausschließlich Sport-Pakete beim Pay-TV-Anbieter SKY bestellt haben, saßen die ersten Tage der Krise vor leeren Bildschirmen. Um die bezahlende Zuschauerschaft nicht zu vergrämen, folgten Wiederholungen von Sportereignissen. Spannung ade. – Wer will schon ein längst vergangenes Tennisfinale oder Fußballweltmeisterschaftsfinale nochmals sehen? Dafür bezahlte der Kunde für die sich ständig wiederholenden Werbeschaltungen zusätzlich fleißig weiter. Erstaunlicherweise reagierte SKY, wohl aufgrund zunehmender Abo-Kündigungen relativ spät, indem „Beruhigungspakete“ freigeschalten wurden. Der Sportfan wurde daraufhin ungefragt zum Cineasten umprogrammiert und erhielt für einen kurzen Zeitraum Zugang zu einem sich ebenfalls ständig wiederholenden Filmpaket. (Natürlich auch nicht frei von Werbeschaltungen.)

Öffentlich-Rechtliches Fernsehen als Spartenfernsehen

Dafür hat sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen während der Krise hervorragend als Spartensender im Bereich Information bewährt. Freilich hat hier das ORF-Flaggschiff ZIB maßgeblich beigetragen. Trotzdem stand Information als aufmerksamkeitserregende Sparte wieder schlagartig hoch im Kurs eines ganzen Senders, der zudem seinem Kernauftrag „Vollversorgung“ entsprechen konnte. Wer wirklich ausreichend und seriös informiert werden wollte, konsumierte das öffentlich-rechtliche Qualitätsmedium. Vergessen waren für kurze Zeit die Vorstellung einer bestehenden Zwangsversteuerung für den Konsum eines öffentlich-rechtlichen Mediums.

Rundfunkgebühren versus Abonnement

Es zeigt sich also die durchaus diffizile Situation eines kommunikativen Arrangements. Warum sollten wir einerseits Rundfunkgebühren für nichtgewollten aber dem Vollversorgungsauftrag entsprechenden Rundfunkempfang als Pflichtsteuer empfinden und andererseits freiwillig für die Nichterfüllung bestellter Abonnements bereitwillig weiterbezahlen? Unser Entertainmentbedürfnis überwiegt offensichtlich auch speziell in Krisenzeiten gegenüber unserem Informationsbedürfnis. Erschwerend gesellen sich die hohen Geschwindigkeiten des Informationswechsels und der Informationsbrisanz hinzu. Freilich öffnet sich dadurch auch wieder die Schere zwischen Information und Entertainment. In einer Welt mit sich ständig wechselnden Nachrichtenbrennpunkten schlägt sich das besonders im Medienkonsum und den damit verbundenen Auswirkungen nieder. Aber dazu etwas mehr im nächsten Beitrag.

 

 

COVID-19: „Im Spannungsfeld widersprüchlicher Zeichen“

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Im letzten Beitrag schrieb ich über die Stärkung der Glaubwürdigkeit durch politische Ehrlichkeit. Und kurz darauf hat unser Bundespräsident Van der Bellen diese Prämisse erfüllt. Generell können wir zum heutigen Zeitpunkt mit dem Verlauf der Krisenüberwindung zufrieden sein. Die Kommunikationsmaßnahmen haben gegriffen, die Infektionszahlen sinken. Es war deshalb kein Wunder, dass die Harmonie zwischen den politischen Parteien und der Konsens innerhalb der Bevölkerung ebenfalls sinken. Ausschlaggebend hierfür sind die widersprüchlichen Zeichen innerhalb der Kommunikation von Verhaltensregeln.

Die Geschichte mit der Maskenpflicht

Wie im ersten Beitrag dieser Serie erwähnt, mogelte sich die Regierung erfolgreich durch die Einführung der Maskenpflicht. – Zumindest in kommunikativer Hinsicht. Die Regelungen, wie und wo die Maske getragen werden muss, widersprechen aber teilweise jeglicher menschlichen Logik. Jedenfalls ist nur schwer zu verstehen, weshalb wir zum Beispiel eine Restauranträumlichkeit mit Maske betreten und nachdem wir am Tisch Platz nehmen wider abnehmen dürfen. Noch spannender wird der Gang zur Toilette, der wiederum das Tragen einer Maske erfordert. Offensichtlich macht das Virus nur um den Restauranttisch einen großen Bogen? Verständlich ist zwar die prophylaktische Absicht dieser Regelung, sie wirkt allerdings in dem beschriebenen Setting eines Restaurants geradezu lächerlich.

Möbelhäuser in zweiter Reihe

Schon sehr früh war auch absehbar, dass der „Öffnungsplan“ der Regierung die tragenden Säulen unserer heimischen Wirtschaft bevorzugen wird. Seltsam erschien jedoch, dass die Öffnung der Möbelhäuser im Öffnungskonzept zweitrangig behandelt wurden. Dabei sind gerade in den Möbelhäusern große Flächen vorhanden und die Einhaltung des Mindestabstandes wäre problemlos von Beginn an möglich gewesen.

Kunst und Kultur in letzter Reihe

Wirklich beschämend war, dass sehr lange Zeit für den Bereich Kunst und Kultur überhaupt kein Öffnungskonzept kommuniziert wurde, obwohl Österreich in diesem Bereich – neben dem Tourismus – weltweit in der „Champions-League“ spielt. Wenn also eine Regierung selbstsicher verkündet, während und nach der Krise „niemanden zurückzulassen“, so spiegelte das Kommunikationsverhalten der Regierung in dieser Branche genau das Gegenteil.

Clubs, Bars und Diskotheken: „Die Nachtschicht als großer Verlierer“

Überhaupt kein Konzept, zumindest keines das sich mit den Regelungen für andere Branchen widerspricht, gibt es offensichtlich für sämtliche Nachtlokalbetreiber. Diese Freizeiteinrichtungen funktionieren ausschließlich aufgrund menschlicher Kontaktnähe. Ein wirtschaftlicher Betrieb scheint hier mit Abstandsregeln, begrenzten Besucherzahlen und Maskenpflicht nicht widerspruchslos möglich sein. Der letzte und einzig logische Ausweg für diese Branche besteht genau betrachtet nur im Wegfall sämtlicher Schutzvorkehrungen.

Versprechen machen erfordert Versprechen halten

Es genügt nicht nur unbürokratische und schnelle Hilfe für unsere Unternehmen zu versprechen. Die praktische Umsetzung dieses engagierten Versprechens hat sich bereits als schwierig und teilweise widersprüchlich gezeigt. Das Vertrauen der österreichischen Wirtschaft und der Bevölkerung begann daraufhin zu knacksen. Heute liegt es an unserer Regierung, gemachte Versprechen auch tatsächlich zu halten. Andererseits liegt es auch wieder bei uns und unserer innewohnenden Eigenschaft, als „Stehaufmandl“ der Krise weiterhin zu trotzen und unsere Wirtschaft wieder auf das Level vor der Krise zu hieven.

Die wirklich gute Nachricht ist, dass wir diese Möglichkeiten haben. Medien und hierbei speziell Unternehmensmedien beherbergen das große dramaturgische Potential, den notwendigen Wirtschaftsaufschwung wieder einzuleiten. Dazu mehr im nächsten Beitrag.