Im Drang nach Aufmerksamkeit und Quote ist es kein Wunder, dass die Wähler ihr Interesse an Politik schließlich verlieren. Signifikant zeigt sich das an den Wahlergebnissen und dem Anteil der Nichtwähler. Offensichtlich können wir uns nur schwer entscheiden wem wir unser Vertrauen schenken und bleiben deshalb lieber zuhause als unser Wahlrecht zu nutzen. Die Politik müsste sich also ernsthaft überlegen wie sie dem Einheitsbrei ihrer Parteien entkommen kann, um die Qualität in ihren medialen Informationen und Argumentationen zu heben. Ein Spitzenpolitiker oder ein Regierungschef muss sich dafür in der Realität zum Glück auch nicht in einen Helden verwandeln, so wie wir das aus vielen Hollywoodfilmen kennen.
Nachhaltige Aufmerksamkeit erhält ein Politiker schlussendlich nur dann, wenn er das Vertrauen der Wähler gewinnt. Und dieses Vertrauen gewinnt er sicherlich nicht mit verbalen Ausbrüchen und populistischen Attacken. Ich konstatiere drei Regeln, wie ein Politiker dieses Vertrauen gewinnt:
1. Immer ehrlich handeln und damit Ehrlichkeit beweisen!
Es gibt keine, absolut keine Entschuldigung für Unehrlichkeit. Einige Korruptionsfälle in jüngster Vergangenheit, die der Journalismus wieder einmal enthüllt hat, bestätigen diese Argumentation ständig. Politische Persönlichkeiten müssen wahrhaftig erkennen, dass die Wähler nicht dumm sind. Erkennen bedeutet, mit dieser Erkenntnis zu handeln und sie nicht nur ständig auszusprechen. Arbeitende Menschen können nur schwer nachvollziehen, dass Politiker ihre Ressorts von einem Tag zum anderen wechseln können und ihre neuen Aufgaben lückenlos erfüllen. Ehrlichkeit bedeutet deshalb auch Mut zu haben, fehlende Kompetenzen einzugestehen und nicht nur mit Statistiken im Fernsehen zu wedeln und Expertisen unreflektiert nachzuplappern. Politiker die Sachverhalte kritisch hinterfragen und sich Wissen aneignen, werden glaubwürdiger sein.
2. Mutig sein und gegen Konventionen verstoßen!
Um mit Ehrlichkeit Glaubwürdigkeit zu erzeugen, muss ein Politiker auch gegen Konventionen verstoßen. Er darf die Konfrontation mit der eigenen Partei nicht scheuen und er muss den Mut haben, seine ehrlichen Überzeugungen gegen sämtliche Widerstände, auch aus den eigenen Reihen, zu verteidigen. Diplomatie und Überzeugungsarbeit sind hier gefragt. Aber wenn diese Diplomatie und die eigenen Prinzipien nicht mehr gefragt sind, sollte sich jeder Politiker ernsthaft fragen, weshalb ihn die Partei eigentlich zu sich in die Reihen geholt hat. Starke Persönlichkeiten die ihre eigene Meinung vertreten ohne die Meinung anderer zu verletzen, werden immer mehr Aufmerksamkeit erhalten als Parteimitläufer.
3. Immer cool bleiben!
Der Schlüssel um hetzerische und populistische Angriffe abzuwehren liegt in der Nüchternheit eines Politikers. „Cool bleiben“ lautet die Devise, denn Aufmerksamkeit erregt derjenige, der entspannt bleibt und dem „Angreifer“ nicht ständig ins Wort fällt. Das Zuhören und das Aussprechen lassen eines Dialogpartners sind in den dramaturgisch aufgeladenen Formaten von heute deutlich schwieriger geworden. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man selbst wertvolle Redezeit verschenken könnte, wenn man andere Diskutanten nicht ständig unterbricht. Damit erreicht der Politiker nur, dass er sich selbst zur Brüllaffenhorde gesellt. Die Nüchternheit und die Überlegungen zu Handlungen und Argumentationen werden auch den Verlust eigener Redezeit locker verschmerzen, weil Sachlichkeit und die Qualität der aussendenden Informationen über das unreflektierte Wortgefecht triumphieren werden.
In Deutschland beobachten wir anhand einiger Formate sehr gut, wie Dramaturgie und Politik in der Medienwelt erfolgreich harmonieren. Die österreichischen Privatsender finden hier hochqualitative Orientierung; der Rest liegt bei den österreichischen Politikern.