Unternehmensmedien als individuelle Aufmerksamkeitserreger zur Kundengewinnung

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Im letzten Beitrag erzählte ich von der „Macht“, mit Dramaturgie fesselnde Geschichten zu erzählen. Auch die Inhalte von Unternehmensmedien haben das Potential, mit Storytelling höchste Aufmerksamkeit bei ihren Zielgruppen zu erregen. Und als Unternehmen haben wir während der weltweit herrschenden Pandemie mehr denn je das Bedürfnis, Kunden nachhaltig zu gewinnen.

Was sind eigentlich Unternehmensmedien?

Unternehmensmedien sind nicht nur Mittel und Werkzeuge im Bereich Marketing und Verkauf. Websites, Soziale Netzwerke, Werbebroschüren, Unternehmensfilme u.v.m. sind lediglich Behälter für die Inhalte, die schlussendlich unsere Unternehmen in das Licht höchstmöglicher Aufmerksamkeit rücken sollen. Diese Inhalte sind beispielsweise Unternehmens- und Websitetexte aller Art: Unternehmensportraits, Produkt- und Werbetexte, interne Kommunikationstexte, sogar Fachtexte und Prozessdokumentationen im internen Bereich.

Wenn wir an den täglichen Schriftverkehr in unserem Unternehmensalltag denken, werden uns sogar noch viele andere Textmedien einfallen, mit denen wir täglich intern und extern kommunizieren. Aber egal ob wir Textmedien oder audiovisuelle Bewegtbildmedien benützen, inhaltlich wollen wir immer eines erreichen: Die Aufmerksamkeit unserer Rezipienten oder Zielgruppen.

Unternehmensmedien sind nicht nur Werbemittel

Werbung soll die Aufmerksamkeit bei Zielgruppen erregen, um die Kundengewinnung zu steigern und Kundenbindungen zu stützen. Soweit ganz logisch. Deshalb gibt es auch keinen Zeitpunkt, der den Verzicht auf Werbung zulassen würde. Weder in Krisenzeiten noch in goldenen Umsatzjahren sollte beim Drang nach Sichtbarkeit eines Unternehmens gespart werden. Aber wirkungsvolle Unternehmensmedien ermöglichen auch intern, die notwendige Balance zu halten. Denken Sie nur beispielsweise an die erheblichen Mehrkosten bei stark fluktuierenden Mitarbeiterzahlen.

Einstiegshilfen für neue Mitarbeiter in Form von Lehr- oder Unterrichtsfilmen, Betriebsanweisungen oder Managementhandbücher tragen zur effizienten Integration neuer Mitarbeiter bei. Interne Unternehmensmedien sind auch deshalb sehr wirksam, weil sie interne Verbindungen in einer Organisation schaffen und stärken. Denn wer innen geschwächt agiert, kann nach außen nicht gestärkt handeln.

Individuelle Inhalte statt Wettbewerb im Einheitsbrei

Mediale Inhalte sollen kurz und umfassend alle relevanten Merkmale Ihres Unternehmens, Ihrer Produkte oder Dienstleistungen vermitteln. Soweit klar. Aber sobald wir uns mit Unternehmensmedien in eine Wettbewerbssituation drängen, verschleudern wir das wahre Potential zur Aufmerksamkeitserregung. Marketingfachleute predigen zwar gerne, Alleinstellungsmerkmale und Kundenzusatznutzen in Werbemaßnahmen zu forcieren. Aber als Resultat erleben wir sich ständig wiederholende Floskeln im gegenseitigen Wettbewerb. Noch „besser“, „schneller“, „verlässlicher“… – auch sogenannte Alleinstellungsmerkmale wiederholen sich mittlerweile in den unterschiedlichsten Unternehmen. Alles schon gesehen, alles schon gehabt nicht wahr?

Mit Storytelling haben wir jedoch die einmalige Chance, unseren Unternehmen Individualität einzuhauchen. Nicht ein Wettbewerb und Konkurrenzsituationen, sondern die individuell unterschiedlichsten Persönlichkeiten und damit verbundene Geschichten prägen erfolgreiche Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen. Besinnen Sie sich auf diese einzigartige Stärke und die Kraft dieser Geschichten, denn darin steckt auch die individuelle Kraft Ihres Unternehmens! Und wie sich diese Kraft des Storytellings in Ihren Unternehmenstexten auszeichnet erfahren Sie im nächsten Beitrag mehr.

 

 

Pixaybay-Bild: geralt

Personen als Figuren im Imagefilm

In letzter Zeit tauchte wieder die Frage auf, wie Personen eines Unternehmens möglichst wirkungsvoll und somit auch authentisch in einem Unternehmensfilm eingesetzt werden könnten. Wenn wir uns umsehen, erleben wir ständig, dass Repräsentanten eines Unternehmens, egal ob Führungspersönlichkeiten oder Mitarbeiter, als „Schauspieler“ agieren. – Mal mit mehr, aber sehr oft mit weniger Erfolg.

Die leidige Sache mit Authentizität in fiktionalem Storytelling

Authentisch zu sein bedeutet in den meisten Fällen auch deskriptiv zu sein. Und deskriptives Erzählen bedeutet sehr oft auch zu viel erzählen zu wollen. Viele Informationen erfordern höchste Konzentration und anhaltende Aufmerksamkeit eines Rezipienten. Wenn diese Informationen überwiegend auch noch auditiv durch Kommentare oder durch Persönlichkeiten eines Unternehmens vermittelt werden, verkürzt sich die Aufmerksamkeitsspanne drastisch. Warum? Weil in uns ein Unterhaltungsbedürfnis lodert, das spannende Geschichten und keine langweilenden Erklärungen erwartet. Und eine packende Geschichte in fiktionalem Korsett, als „Stellvertreter“ für die Imagestärkung eines Unternehmens, ist doch genauso authentisch wie Personen, die mühsam einen vorgegebenen Text vor einer Kamera sprechen oder nicht?

Medienwirksamkeit versus Schauspieltalent

Darin liegt auch auch das Problem. Nur wenige Unternehmer oder Mitarbeiter sind auch geborene Schauspieler. Das ist nicht außergewöhnlich und auch medienwirksame Persönlichkeiten haben längst nicht das Privileg, auch authentisch zu wirken. Und warum auch? Schlussendlich muss im Unternehmensfilm die Story authentisch sein und die Prämisse Botschaft und sämtliche Inhalte des Unternehmens enthüllen. Vermutlich kennen auch Sie diesen einen Typen in ihrem Unternehmen, der es als wahres Präsentationsgenie versteht, wie ein Stegreifkünstler mitunter sehr komplexe Informationen in aufmerksamkeitserregend-humoristischem Stil zu vermitteln. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Mensch auch vor einer Kamera standhält und authentisch wirkt.  Und nur wenige Unternehmer können tatsächlich mit ihrem Namen für ihr Produkt authentisch vor einer Kamera wirken. (Familie Hipp.) Dafür gibt es sehr viele Unternehmen mit großartigen Produkten und Dienstleistungen, die das sehr wohl können und auch unbedingt tun sollten.

Komische Figuren in „außergewöhnlichen Unternehmen“

Aber wenn Sie in positivem Sinne ein etwas verrückter Typ mit einem außergewöhnlichen Unternehmen sind, dann sollten Sie sich nicht davor scheuen, mit Ihrer komischen Perspektive Ihr Unternehmensimage zu erweitern. Viele große Erfinder wurden zuerst für verrückt erklärt, während wir uns heute beispielsweise eine Welt ohne Elektrizität nicht mehr vorstellen können. Aber wer kann als komische Figur sein Unternehmen erfolgreich präsentieren? Wir alle kennen doch komische Figuren oder nicht? „Der Kerl hinter Ihnen im Stadion, der sich nach dem sechsten oder siebten Bier in eine hasserfüllte persönliche Beziehung zum Schiedsrichter, dem Trainer oder dem Stürmerstar der Gastmannschaft reinsteigert und glaubt, er hätte das gottgegebene Recht, die intimen Details dieser Beziehung allen um ihn herum aus vollem Halse kundzutun. Dieser Kerl ist genau so lange eine komische Figur, bis er Ihnen ein kaltes Bier in den Kragen gießt. Danach ist er bloß noch ein Arschloch.“[1]

Eine komische Figur definiert sich nicht durch ihre Handlungen, sondern durch die Abweichung ihrer Perspektive von der „normalen Welt“. Wenn Sie also eine großartige Idee zu Ihrem Unternehmen entwickelt haben, die Sie zudem Ihrer komischen und damit abweichenden Perspektive verdanken, dann sollten Sie daran denken, dass die Welt solchen Figuren und ihren Erfindungen sehr viel verdankt und sie in ihr Herz schließen wird.



[1] VORHAUS, John (2001): Handwerk Humor. Frankfurt am Main: Zweitausendeins. S.56.

Das Produkt als Protagonist im Unternehmensmedium

Werbung hat ihren Preis und zum Leidwesen und nach Sichtweise vieler Unternehmer einen viel zu hohen Preis. Die kreativ-anfordernden Höchstleistungen, um Unternehmen, Dienstleistungen oder Produkte im Scheinwerferlicht höchster Aufmerksamkeit strahlen zu lassen, sind allerdings auch meistens nur für Kreativschaffende greifbar. Eine weitere Kluft besteht in der Erwartungshaltung der Auftraggeber und deren Bereitschaft, die zu präsentierenden Produkte zugunsten einer packenden Story in den Hintergrund zu rücken.

Lähmende Deskriptionen als Einheitsbrei

Dramaturgisches Storytelling ermöglicht in einzigartiger Weise, sehr viele Informationen unterhaltsam in begrenztem Raum und kürzester Zeit zu vermitteln. Dahingehend erscheinen beschreibende Produktpräsentationen, zwar technisch und audiovisuell auf höchster Qualitätsstufe, geradezu als ineffiziente Zeitverschwender. Eigentlich völlig unverständlich, zumal im Vorfeld eines Werbeprojektes Alleinstellungsmerkmal, Kundennutzen und Zusatznutzen sehr effizient definiert werden. Wenn dann die Wirksamkeit der Produktwerbung bezüglich Aufmerksamkeitserregung gemessen wird, darf die Schieflage zwischen Input und Output nicht großartig verwundern.

Produkte und ihr „Point of View“

Ein weiterer großer Nachteil des beschreibenden Produktfilmes besteht darin, dass ein offensichtlich unbändiger Drang herrscht, alles erzählen zu wollen. Mit anderen Worten: Zu viele Informationen verhindern Orientierung und sind Aufmerksamkeitskiller. Schön, wenn man beispielsweise motivierte Mitarbeiter am Computer bei der Produktentwicklung sieht. In einem reinen Produktfilm verschwenden aber genau diese Bilder wertvollen Raum und Zeit. Ähnlich wie die Protagonisten in einem fiktionalen Werk repräsentiert das Produkt im Produktfilm eine zentrale Perspektive mit einer einzigartig beherrschenden Idee.  

Storys und Figuren als Stellvertreter für Produktprotagonisten

Und die beherrschende Idee oder das Thema ist die Zugkraft, um dramaturgisch mit (Produkt)-storys Zielgruppen zu begeistern. Das Produkt und der eigentliche „Protagonist“ verharrt zugunsten einer Story mit handelnden Figuren im Hintergrund, um als überraschendes Moment und zum Höhepunkt in der Auflösung das Scheinwerferlicht zu betreten. Freilich bleibt auch hierbei die beherrschende Idee, das Alleinstellungsmerkmal und der ultimative Kundennutzen im dramaturgischen Storytelling erhalten und manifestiert sich schlussendlich im Gedächtnis der Rezipienten als eindrucksvolle Erzählung.

Was für Produkte als Protagonisten in Produktfilmen gilt, ist wohl noch zutreffender für Personen in Unternehmen, die als Figuren in Imagefilmen auftreten (sollen). Aber dazu etwas mehr im nächsten Beitrag.