Wir kommen schon früh morgens bei unserem Kunden an. Auto und Hänger vollgeladen mit Equipment. Heute ist Drehtag und wir beginnen mit dem Aufbau der ersten Location. Während Matthias die Lichtsetzung checkt, arbeite und probe ich bereits mit den Darstellern.
Unser „Hauptdarsteller“, ein Mitarbeiter unseres Kunden, ist noch nie vor einer Kamera gestanden. Er wirkt noch etwas angespannt, aber das macht nichts, denn ich spüre, dass er sich auf den Dreh freut. Ich unterhalte mich mit ihm über seine Rolle, wir üben gemeinsam und ich merke, wie die Anspannung schwindet. Als Regisseur ist es mein Job, Laienschauspieler authentisch wirken zu lassen und das funktioniert sehr gut mit Personen, denen es auch Spaß macht vor der Kamera zu stehen.
Das Setting steht und alle sind bereit für die erste Probeaufnahme. Wir beginnen mit der zweiten Einstellung der dritten Szene. Erster Take: „Kamera? – Läuft. Bitte…“ Nicht schlecht, aber geht noch viel besser. Ich schaue zu Matthias. Er nickt und ich weiß, dass Bild und Ton in Ordnung wären. Wir brauchen trotzdem noch vier Takes, bis wir zufrieden sind und einen „Kopierer“ markieren.
Wie viele Takes wir pro Einstellung drehen, können wir vorher nur schwer abschätzen. Das hängt von den verschiedensten Einflüssen und natürlich auch vom Durchhaltevermögen unserer Darsteller ab. Aber für dieses Projekt schaffen wir tatsächlich alle benötigten Aufnahmen an einem Drehtag. Ziel erreicht. Unser Dank gilt dann vor allem unseren Laiendarstellern. Den so ein Drehtag kann auch ganz schön lange und anstrengend sein.
Es wird sehr spät, als wir abends nach Hause kommen. Equipment ausladen, noch ein gemütliches Bier und dann ab ins Bett, denn schon am nächsten Tag beginnt die Postproduktion.
Wir importieren und schneiden das aufgenommene Material. Der Rohschnitt ist rasch erstellt, unsere organisierten und bis ins kleinste Detail geplanten Arbeitsabläufe machen sich bezahlt. Der Feinschnitt, Color Grading und Sound Editing sind der krönende Abschluss und dauern je nach Projektgröße und Komplexität unterschiedlich lange. Bei diesem Projekt sind seit dem Drehtag fünf Tage vergangen und das Video hat in der Finalversion eine Länge von rund 40 Sekunden.
Die Präsentation des entstandenen Unternehmensvideos steht kurz bevor. Der Kunde erhält das Video auf einem Datenträger in den bestellten Formaten und Versionen. Aber weil er uns extra nochmals für die Präsentation in seinem großen Besprechungsraum eingeladen hat, haben wir für ihn auch nochmals eine Version für die große Leinwand gerendert. Als wir bei ihm ankommen, erwartet er uns schon sehr gespannt. Schnell begleitet er uns in das Besprechungszimmer, in dem bereits die große Leinwand heruntergefahren wurde. Der PC läuft auch schon und schnell steckt er den Stick hinein. Seine Augen funkeln. „Licht aus“, sagt er knapp zu seiner Assistentin, aber er sagt es mit freudiger Stimme. Dann sehen wir uns das Video an und am Ende meint er: „Cool. – Muss ich nochmal sehen.“ Also nochmals von vorne und ich blicke mit breitem Grinsen zu Matthias. Auch wir sind zufrieden und freuen uns über die Reaktion unseres Kunden.
Dann will er das Video nochmals sehen, sagt zuvor der Assistentin, dass er es danach sofort auf der Website und in sämtlichen Kanälen haben möchte. Zufrieden trinke ich endlich einen Schluck Kaffee, der mittlerweile kalt ist. Aber egal. Das Video, das wir produziert haben und mittlerweile auch schon gefühlte hundert Mal gesehen haben, gefällt unserem Kunden so gut, dass er sich kaum daran sattsehen kann. Und das ist unser persönlicher Oscargewinn und alles, was für uns zählt.