COVID-19 in der fiktionalen Welt

COVID-19 in der fiktionalen Welt

COVID-19 stößt die Tür unserer realen Welt auf, um in die fiktionale Welt von Film und Fernsehen einzudringen. Mittlerweile befremden uns Bilder aus der Zeit vor COVID. Bilder mit großen Menschenansammlungen, Umarmungen und Nahkontakt zu anderen Personen. Keine Masken, keine Distanz. Eine Zeit, die beinahe in Vergessenheit gerät und uns in Sehnsucht nach „Normalität“ schwelgen lässt. Mit dem Virus ist ein fiktionaler Albtraum zur Realität geworden, die jetzt auch noch auf der Überholspur in der fiktionalen Welt fährt.

Wie sieht unsere Welt nach der Pandemie aus?

Nicht nur eine philosophische Frage. Erinnern Sie sich noch, wie das vor COVID-19 war? Als Sie noch Nahkontakt zu Ihren Liebsten pflegten und diese herzlichst begrüßten. Wie Sie vielleicht asiatische Touristen mit Maskenschutz in den Innenstädten kopfschüttelnd belächelt haben? Wie denken wir heute darüber? Sind wir wirklich nur müde? Oder sind wir mittlerweile in einem Zustand, in dem wir uns kaum noch vorstellen können, wie wir ohne Virus gelebt haben?

Keine Frage. Wir sehnen uns nach der Rückkehr zur „Normalität“. Wie auch immer sie aussehen mag. Ohne Lockdowns und Corona-Regeln, ohne Ausgangssperren und wieder mit völliger Bewegungsfreiheit. Es wird Zeit, dass wir dahin zurückkehren. Und es wird wohl auch Zeit kosten, „Normalität“ wieder in unserer Realität wahrnehmen zu können.

COVID-Themen in COVID-Realität

Es war klar, das COVID-19 als Thema für fiktionale Stoffe spätestens nach der Krise und auch abseits großer Hollywoodproduktionen unsere Welt spülen wird. Es wird tausende Geschichten rund und um das Thema geben, uns in die Kinos und vor die Bildschirme locken. Dass die Pandemie aber noch vor Überwindung der Krise auch die fiktionale Welt erobert, war nur bedingt absehbar.

In zahlreichen US-Serien lässt sich dieser Bruch beispielsweise über Nacht nachvollziehen. Nach dem plötzlichen Abbruch laufender Produktionen und langen Drehpausen folgten die Storys nahtlos einer Dramaturgie, die das Virus jetzt auch als Problem in der fiktionalen Welt beinhaltet. Sicher nicht geplant, aber der finanzielle Druck war zu groß. Ein Abwarten auf das Pandemieende nicht möglich, um die Dreharbeiten „normal“ fortsetzen zu können.

COVID als dramaturgischer Stoff für die Nachahmung von Realität

Dramaturgisches Storytelling bedeutet Nachahmung von Realität. In der fiktionalen Welt der Fernsehserien sind wir bereits vor der Überwindung von COVID-19 in der Nachahmung unmittelbarer Realität angekommen. Beinahe beängstigend zeigt sich die Tatsache, dass wir offensichtlich auch noch während der Krise fiktionale Stoffe mit derselben Realität konsumieren.

Wie wird das wohl sein, wenn die fiktionale Welt und ihr Handlungsgeschehen wieder von der Realität eingeholt wird, wenn wir beginnen, zurück zur „Normalität“ zu finden? Jedenfalls teilen zu allem Überfluss jetzt auch noch die Storys und Figuren in der fiktionalen Welt die Probleme der Menschheit in der realen Welt.

COVID als größter Geschichtenausstoß in der Mediengeschichte?

Bisher war es so, dass nach den größten Katastrophen der Menschheit auch der größte Ausstoß von Geschichten folgte. Ein Ereignis wie COVID-19 hat es bisher nicht gegeben. Wir können also, nachdem wir das Virus endgültig bezwungen haben, mit einer Flut von Storys rund um das Thema rechnen.

Das bedeutet auch, dass für Storyteller genau jetzt die richtige Zeit ist, um auch nicht die „kleinen“ Geschichten rund um das große Thema zu vergessen. Das sind die aufblitzenden Storys, die uns Erfahrungen teilen lassen und uns tatsächlich berühren. Sie sind nicht minder spannend als das apokalyptische Blockbusterkino, das zwangsläufig folgen wird. Dann, wenn wir wirklich zurück in die „Normalität“ gefunden haben und in der „Sicherheit“ eines Kinosaales fiktionale Kost genießen.

 

 

Pixaybay-Bild: Alexandra_Koch