Über „Dramaturgie-Gurus“ und Dramaturgie-Coaches

Als Mediendramaturgen verstehen wir uns auch als Medienarchitekten. Wie ich schon früher erwähnte: „Kein Haus entsteht ohne Plan.“ Und die Entwicklung und Erstellung dieses Planes für ein Medienprodukt wie beispielsweise eines Unternehmensfilmes gehört zweifelsohne zur Agenda eines Mediendramaturgen. In Hollywood haben sich über die Jahrzehnte hinweg regelrechte „Dramaturgie-Gurus“ etabliert. Heute wissen wir nicht mehr, ob die Filmindustrie tatsächlich nach Anleitung eines Syd Field, Robert McKee, einer Linda Seger u.v.a.m. produziert oder ob diese Dramaturgie-Experten aufgrund der vorliegenden Produktionen nach einheitlichen und immer wiederkehrenden Strukturen suchen.

Alles Aristoteles oder was?

Was nur wenige dieser „Dramaturgie-Gurus“ Ihren Lesern und Zuhörern verraten ist, dass wir ihre Lehren bereits in der Poetik von Aristoteles finden. Man könnte sagen, dass die Inhalte der Poetik amerikanisiert und besonders für das Mainstreamkino empfänglich formalisiert wurden. Gewiss auf unterschiedliche Art und Weise. So finden wir beispielsweise bei Eugene Vale eine formal gänzlich andere Zugangsweise wie bei Syd Field. Inhaltlich treffen sich jedoch alle diese Experten wieder bei der Poetik. Dramaturgie als Millionengeschäft, dass für unterschiedlichste Rezipienten verschiedene Formate bereithält, ganz im Sinne der Erfolgsindustrie Hollywoods. Der positive Effekt besteht aber auch darin, dass die Vielfalt formaler Zugangsweisen zum Thema Dramaturgie gleichzeitig auch eine Vielfalt inhaltlicher Möglichkeiten zulässt, sofern die dogmatische Denkweise einiger „Gurus“ ignoriert wird.

Die hohe Kunst in der Anwendung von Grundprinzipien und Prinzipienbrüchen

Es stimmt nicht, dass jeder Mensch der schreiben möchte auch ein erfolgreicher Autor und Dramaturg sein kein, nur weil er diese und jene Grundprinzipien für die Konstruktion von Story und Figur anwendet. Sehr breites Wissen, die Beherrschung sämtlicher Elemente und Prinzipien und schlussendlich die jahrelange Beschäftigung und Erfahrung sind essentiell, um tatsächlich auch als Dramaturg und Dramaturgie-Coach erfolgreich zu sein. Und ein guter Dramaturg weiß auch, wann sich Brüche von Prinzipien lohnen, um höchste Aufmerksamkeit zu erlangen. Denken Sie beispielsweise nur an Alfred Hitchcock und wie dieser in Psycho seine Hauptfigur Marion sterben lässt, um erfolgreich durch eine neue Hauptfigur zu ersetzen.

Dramaturgie-Coaching und Wissenstransfer für die Schaffung erfolgreicher Unternehmensmedien

Als Mediendramaturg betreue ich nicht nur andere Dramaturgen als Dramaturgie-Coach. Im Selbstverständnis meines Berufsbildes bemühe ich mich auch um einen Wissenstransfer. Gerade Mitarbeiter aus der Werbe- und Marketingbranche müssen heute mit dem Bereich Dramaturgie und Storytelling interdisziplinäres Wissen erlangen, um maßgeblich zum Erfolg ihrer Medien- oder Unternehmensfilmproduktionen beitragen zu können.

Nur wer die Grundprinzipien versteht, kann sie dann auch erfolgreich in der Praxis anwenden. Dahingehend sind meine Seminare für Unternehmen in drei aufeinander aufbauenden Modulen konzipiert, wobei nach Abschluss des letzten Moduls die Kursteilnehmer gemeinsam ein Drehbuch für eine Unternehmensfilmproduktion erarbeitet haben. Aber genug der Eigenwerbung, denn Werbung als notwendige Unternehmensinvestitionen und deren positive Auswirkungen speziell auch in Krisenzeiten ist Thema meines nächsten Beitrages.