Politische Dramaturgie: „Image ist alles“

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Imagebildung ist längst nicht mehr die alleinige Domäne von Hollywoods Superstars. Sie ist genauso grundlegend für den Aufbau einer personifizierten Erfolgsmarke in den Bereichen Sport, Karriere und natürlich Politik. Politiker sind heute mehr denn je von ihrem Image abhängig. Kein Programm, keine Ideen oder Visionen einer Partei können gut genug sein, um ein „zugfähiges“ Image eines Politikers zu ersetzen. Wenn Politiker für ihren Imageaufbau etwas von dramaturgischen Figuren lernen können, dann betrifft das vor allem die Handlungsweisen mit maximaler Kapazität.

Die leidige Frage nach Glaubwürdigkeit

Nicht jeder Mensch eignet sich als Politiker. (Viele Politiker werden mir jetzt wahrscheinlich zustimmen.) In der Dramaturgie gilt nicht nur bei Syd Field folgender Grundsatz: „Eine Figur ist das, was sie tut und nicht das, was sie sagt.“ Mit anderen Worten: Wir bewerten einen Charakter anhand seiner Handlungen.

Keine einfache Aufgabe für einen Politiker, denn nahezu sämtliche Handlungen, um ein Image aufzubauen und zu pflegen, stecken heute fest im politischen Allgemeinheitsbrei fest. Glaubwürdigkeit kann damit bei einer kritischen und durch die Medien gut aufgeklärten Wählerschaft längst nicht mehr erreicht werden, auch wenn viele PR-Spezialisten immer noch hartnäckig an ihren Konzepten festhalten. Was also tun? Wie erzeugen dramatische Figuren Glaubwürdigkeit? Warum glauben wir, dass ein engagierter Polizist im Alleingang eine ganze Armee von Terroristen bezwingen kann? (Stirb langsam Orig.: Die Hard)

Ehrlichkeit beweisen

Um Glaubwürdigkeit zu beweisen, muss der Politiker zuerst seine Ehrlichkeit, seine Loyalität zu der Sache, die er vertritt, beweisen. Man möchte glauben, es handelt sich dabei um eine Selbstverständlichkeit und auch wenn Ehrlichkeit für viele Politiker als Voraussetzung erachtet wird, so muss diese auch unbedingt bei den Wählern wahrgenommen werden. Die Figur John McClane aus Stirb langsam hat seine Frau nicht nach Los Angeles begleitet, um in New York seiner Berufung als Cop zu folgen. Damit beweist er seine Engagement, seine Berufung zum Verbrechensbekämpfer. Der Politiker muss seinem Publikum genauso seine wahre Berufung beweisen. Er muss seine Motivationen durch Handlungen zeigen und nach Handlungen suchen, die seine Aufrichtigkeit beweisen. Wenn also ein Politiker zum Beispiel unbedingt auf die Notwendigkeit des Ausbaus öffentlicher Verkehrsmittel beharrt, dann sollte er verdammt nochmal auch selbst die U-Bahn täglich benutzen, um damit seinen Arbeitsplatz zu erreichen.

Gegen Konventionen verstoßen

Wenn irgendeine Persönlichkeit in letzter Zeit bewiesen hat wie man erfolgreich gegen Konventionen verstößt, dann ist das zweifellos Papst Franziskus. Voraussetzung dafür war natürlich wiederum Ehrlichkeit. Der Papst beweist uns, dass er sein Leben für das Volk auch in der Position als oberster Würdenträger lebt. (Auch wenn das für seine Personenschützer ein wahrer Alptraum ist.) Damit verstößt Franziskus nahezu ständig gegen die Konventionen der katholischen Kirche, was freilich auch seine Gegnerschaft vergrößert. Trotzdem verfolgt er ungebremst weiterhin seine Ziele. Was für ein großartiges Beispiel einer realen Persönlichkeit, wie sie filmisch nicht besser skizziert werden könnte. Durch solche Handlungen werden in der Dramaturgie Helden geformt und viele Politiker hätten damit eine wunderbare Vorlage, um ihren Vertrauensvorschuss zu beweisen. Bruno Kreisky beispielsweise, ehemaliger österreichischer Bundeskanzler, wurde international ein beachteter Politiker, weil er den Mut hatte auch gegen Konventionen zu verstoßen.

Zähne zeigen

Wer gegen Konventionen verstößt, muss Zähne zeigen. Ein Politiker wird damit auch Aufruhr in der eigenen Partei erzeugen und ernsthaft vor eine Probe gestellt. John McClane bezwingt in Stirb langsam die Terroristen nicht weil er übermenschliche Fähigkeiten besitzt, sondern weil er selbstlos für eine gute Sache kämpft. Ein solcher Kampf hinterlässt natürlich auch bei dem Politiker Spuren, der selbstlos für eine Sache kämpft und damit auch gegen die Konventionen der eigenen Partei verstößt. Vorbei das Mitläuferleben seiner Partei. Wer an Prinzipen festhalten möchte, muss einen täglichen Kampf führen, zahlreiche Figuren des Films haben uns das erfolgreich bewiesen. Es sind die Figuren, deren Kampf wir beobachten und denen wir glauben. Dafür ist die Belohnung, egal ob für eine kämpferische Figur oder eine Persönlichkeit umso größer: Die Wähler werden einem „kämpferischen“ Politiker auch weiterhin glauben und ihr Vertrauen schenken, weil er seine Überzeugungen durch Handlungen beweist.

Bevor ein Politiker aber seine Worte durch Handlungen beweisen kann, benötigt er einen geeigneten Kanal, um überhaupt die Voraussetzung erfolgreicher Aufmerksamkeitserregung zu haben. Die Beziehung zwischen Medien und Politik ist heute umstrittener denn je. Grund genug, um im nächsten Beitrag dieser Serie das gespaltene Verhältnis zwischen Politik und Medien kurz zu beleuchten.