Nachrichtendramaturgie im “Flow” der Krisenbekämpfung

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Wieder sind die Infektionszahlen gestiegen und unsere Berichterstattung wird nicht müde, diesen Anstieg als Headline des Tages zu publizieren. Bedenklich entwickelt sich daher auch die tägliche Nachrichtendramaturgie, die eigentlich aufklärend und informativ anstatt Ängste schürend sein sollte.

Einseitige Nachrichtenbrisanz

Dabei wird unser Weltgeschehen nicht ausschließlich von Corona bestimmt. Zumindest nicht hinsichtlich Nachrichtenbrisanz. So zum Beispiel ist die „Hölle von Moria“ immer noch ein Nebenschauplatz in unserer Berichterstattung. Freilich sind die medialen Bemühungen erkennbar, die äußerst komplexen Maßnahmen zur Krisenbekämpfung verständlich zu kommunizieren. Aber das täglich zur Schau gestellte Zahlenwerk trägt alleine nicht zum Verständnis bei. Zumal auch immer wieder dieselben Cluster aus Gastronomie und Freizeitaktivitäten, als Urheber der steigenden Zahlen, in das mediale Blickfeld rücken.

Fokussierung und Differenzierung als Mittel zur Angstbekämpfung

Kein Wunder also, wenn viele Unternehmen wieder einmal um Ihre Existenz bangen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein weiterer „Shutdown“ für ganz Österreich möglich sein wird. Unsere Berichterstattung sollte diesen und die mögliche Vernichtung von Existenzen im Bereich Gastronomie, Tourismus, Sport- und Freizeitaktivitäten deshalb auch gar nicht erst in ihrer Nachrichtendramaturgie zulassen. Wie zu Beginn der Krise sollte unsere Konzentration wieder vermehrt auf die Handlungen und Erklärungen von Regierung und Experten liegen, um eben diese „bedrohten Existenzen“ vor einem weiteren „Teil-Shutdown“ zu bewahren. Denn eigentlich haben sich die drei wichtigsten Regeln nicht verändert und Gesundheitsminister Anschober hat sie heute zum Abschluss der Pressekonferenz nochmals erwähnt.

Zahlen, Daten, Fakten und was es sonst noch so Wichtiges gibt

Die Bevölkerung wird müde und das Thema Covid-19 hat trotz gestiegener Infektionszahlen längst nicht mehr die höchste Nachrichtenbrisanz verdient. Natürlich ist die tägliche Information über die Entwicklung der Zahlen und Maßnahmen zur Krisenbekämpfung immer noch unabdingbar. Aber unsere Sichtweise, unser Verhalten und unsere Hoffnungen die Krise zu überstehen werden nicht zur Besserung gelenkt, wenn gleichzeitig millionenfach Elend und Tod auf dieser Welt unbeachtet weiter geschehen.

 

 

Pixaybay-Bild: geralt